Sonnenschutz ist längst mehr als ein Urlaubsthema. Immer mehr Menschen tragen täglich SPF, achten auf den UV-Index und integrieren Lichtschutzfaktor in ihre Morgenroutine. Gleichzeitig steigt die Zahl der Hautkrebserkrankungen stetig an. Ein scheinbarer Widerspruch, der in sozialen Medien und Debatten oft zu Verunsicherung führt – oder gar zu provokativen Aussagen wie: „Sonnenschutz wirkt nicht“ oder schlimmer: „Sonnenschutz verursacht Hautkrebs“.
In diesem Beitrag schauen wir genauer hin – mit wissenschaftlicher Genauigkeit und aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes.

Hautkrebs in Deutschland: Zahlen, die alarmieren
Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2023 rund 116.900 Menschen wegen Hautkrebs stationär im Krankenhaus behandelt. Im Vergleich zu 2003 bedeutet das einen Anstieg von 87,5 %. Besonders auffällig ist die Zunahme bei hellem Hautkrebs – dessen Behandlungszahlen haben sich mit +117 % mehr als verdoppelt. Auch beim schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) sind die Fälle deutlich gestiegen – um knapp 27 % auf etwa 26.000 Behandlungen im Jahr 2023.
Hautkrebs war im vergangenen Jahr die Hauptdiagnose bei 8,1 % aller stationären Krebsbehandlungen. Zum Vergleich: 2003 lag dieser Anteil noch bei 4,1 %. Und auch die Sterblichkeit ist gestiegen: 4.500 Menschen starben 2023 an Hautkrebs, ein Anstieg von über 60 % innerhalb von 20 Jahren.
Diese Zahlen verunsichern – und führen immer wieder zu provokanten Fragen:
Schützt Sonnenschutz überhaupt? Oder verursacht er am Ende selbst Hautkrebs?
Warum steigen die Hautkrebszahlen trotz mehr Sonnenschutz?
Wissenschaftlich betrachtet gibt es keinen Hinweis darauf, dass Sonnencremes das Hautkrebsrisiko erhöhen. Vielmehr zeigen Studien, dass hochwertige und richtig angewendete Sonnenschutzmittel UV-bedingte Hautschäden reduzieren – und damit langfristig das Risiko für Hautkrebs senken. Der scheinbare Widerspruch ist zum einen die Konsequenz einer Verwechslung von Korrelation und Kausalität, ergibt sich aber auch aus mehreren überlagernden Faktoren:
1. Verändertes Freizeitverhalten
Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit draußen – sei es durch Outdoor-Sport, Reisen, Gartenarbeit oder mobile Arbeitsplätze im Freien. Die kumulative UV-Exposition steigt – unabhängig vom verwendeten Sonnenschutz.
2. Fehlanwendung von Sonnenschutz
Sonnencremes mit organischen oder anorganischen UV-Filtern wirken nur, wenn sie ausreichend und regelmäßig aufgetragen werden. Studien zeigen, dass in der Praxis meist zu wenig Produkt verwendet und zu selten nachgecremt wird. Auch Bereiche wie Ohren, Nacken, Hände oder Kopfhaut bleiben oft ungeschützt.
3. Risikoverhalten durch Sicherheitsgefühl
Der sogenannte „SPF-Fehlschluss“ ist bekannt: Wer sich sicher fühlt, bleibt länger in der Sonne – auch bei hoher UV-Belastung. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass trotz Schutz ein Sonnenbrand oder chronischer UV-Schaden entsteht.
4. Langzeitfolgen früherer UV-Schäden
Hautkrebs entsteht nicht über Nacht. Im Gegenteil: Die meisten Hautkrebserkrankungen entwickeln sich über Jahrzehnte. Viele der heute diagnostizierten Fälle sind die Folge von UV-Schäden aus Kindheit und Jugend – lange bevor Sonnenschutz zum Standard wurde.
5. Demografischer Wandel und bessere Diagnostik
Die Bevölkerung wird älter – und mit steigendem Alter steigt das Hautkrebsrisiko. Gleichzeitig ermöglicht bessere Vorsorge und Früherkennung, dass mehr Hautveränderungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Sonnenschutz bleibt essenziell – wenn er richtig angewendet wird
Die Botschaft ist klar: Sonnenschutzmittel wirken – aber nur bei konsequenter Anwendung. Wichtig ist:
- Täglich anwenden, auch bei bewölktem Himmel oder im Büro – UVA durchdringt auch Fensterglas (einen Beitrag zu Sonnencremes mit hohem UVA-Schutz findest du hier)
- Ausreichende Menge verwenden – eine Faustregel lautet: Zwei Fingerlängen für das Gesicht.
- Alle zwei Stunden nachcremen, besonders nach dem Schwitzen oder Baden – kein Sonnenschutz ist wasser- oder schweißfest, auch wenn das oft auf der Verpackung ausgelobt wird.
- Auch textilen Sonnenschutz bedenken: Kleidung, Hüte und Sonnenbrillen ergänzend nutzen
- Schatten suchen – besonders zur Mittagszeit und bei hohem UV-Index
Mai ist Skin Cancer Awareness Month
Der Mai steht weltweit im Zeichen der Hautgesundheit – mit dem Ziel, über Hautkrebs aufzuklären und zu sensibilisieren. Der Skin Cancer Awareness Month ruft dazu auf, das eigene Verhalten im Umgang mit UV-Strahlung zu hinterfragen, regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge zu gehen und Sonnenschutz nicht als Sommeraccessoire, sondern als täglichen Gesundheitsbaustein zu verstehen. Denn Hautkrebs ist eine der häufigsten, aber auch eine der am besten vermeidbaren Krebsarten – wenn wir unsere Haut konsequent schützen.
Wann warst du zuletzt bei der Hautkrebsvorsorge?
Fazit: Sonnencreme schützt vor Hautkrebs!
Der Anstieg der Hautkrebserkrankungen ist real – aber kein Beweis gegen die Wirksamkeit von Sonnenschutz. Vielmehr zeigt sich: UV-Schutz muss richtig und regelmäßig angewendet werden, ergänzt durch Aufklärung und Prävention auf allen Ebenen.
Die Wissenschaft ist eindeutig: Sonnenschutz schützt – vor Hautkrebs, vor lichtbedingter Hautalterung und vor vermeidbaren Gesundheitsschäden.