Genaugenommen ist der Begriff „chemischer UV-Filter“ recht unpräzise. Vielmehr sollte von organischen UV-Filtern gesprochen werden, da dies die Differenzierung zu den physikalischen/anorganischen UV-Filtern besser verdeutlicht und den Begriff zudem entschärft. Denn noch immer gehen viele Verbraucher:innen davon aus, dass chemische UV-Filter schädlich sind. Doch ist das wirklich so?
Physikalische UV-Filter gut, chemische UV-Filter schlecht?
Immer wieder werden die physikalischen und die chemischen UV-Filter gegeneinander abgegrenzt. Die physikalischen/anorganischen/mineralischen UV-Filter gelten dabei als gemeinhin „gute“ Filter, während die chemischen Filter einen schlechten Ruf haben, sie sind schließlich „chemisch“.
Doch das ist zu kurz gedacht und „chemisch“ ist keine korrekte Bezeichnung, wenn man die beiden Filterarten gegeneinander ausspielen will. Denn sowohl physikalische als auch chemische UV-Filter entstammen der Chemie – so wie alles in unserem Leben mit Hilfe der Chemie verstanden und beschrieben werden kann.
In der breiten Bevölkerung ruft das Wort Chemie jedoch in erster Linie eine negative Assoziation hervor. Alles was künstlich, artifiziell oder sonst nicht weiter naturgegeben ist, wird in den Topf „Chemie“ geworfen. Dabei beschreibt die Chemie im klassischen Sinne einfach nur die Naturwissenschaft, die sich mit dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung von Stoffen beschäftigt.
Mit einem Ausflug in den Wortgebrauch der Chemie ist nun also klar: chemisch sind beide Kategorien der UV-Filter. Um sie voneinander abzugrenzen, sollte stattdessen eine die Einteilung in anorganische und organische UV-Filter genutzt werden. Doch im allgemeinen Sprachgebrauch haben sich „chemische UV-Filter“ etabliert, weshalb dieser Begriff auch nachfolgend verwendet wird.
Chemische Filter sind organische Verbindungen
Die chemischen bzw. organischen UV-Filter sind sogenannte organische Verbindungen. Diese basieren auf Kohlenstoff und enthalten daneben häufig noch die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff und Halogene. Viele Naturstoffe sind klassischerweise organische Verbindungen (Fette, Zucker, Proteine, Nukleinsäure etc.) und damit natürlich auch Chemikalien. Deshalb gibt es keinen Grund, chemische UV-Filter nur auf Grundlage ihres Namens als „schlecht“ oder „gefährlich“ einzustufen – dazu benötigt es dann doch etwas mehr Informationen.
Welche chemischen UV-Filter gibt es?
Im Gegensatz zu den anorganischen Filtern, ist die Gruppe der organischen Filter relativ divers und stetig wachsend – wenn auch langsam. In der EU sind derzeit 26 verschiedene organische UV-Filter für die Formulierung in kosmetischen Sonnenschutzprodukten zugelassen. Viele davon werden als nicht ganz unproblematisch gehandelt: es ist die Rede von Gewebeanreicherung, hormoneller Wirksamkeit, erhöhtem Irritationspotential, Photoinstabilität, allergenem Potential, Cancerogenität oder zytotoxischen Wirkungen. Ich möchte in diesem Post vorerst nicht viel zu den genannten Punkten sagen. In meinen Augen benötigt es hierfür einen detaillierten Artikel zur aktuellen Studienlage. Niemandem ist es geholfen, wenn ich dieses mitunter hochkomplexe und teilweise persönlich-emotional aufgeladene Thema in 1-2 Sätzen abhandle. Dafür habe ich beim Lesen verschiedener Quellen einfach zu oft den Eindruck bekommen, dass viel Verwirrung, Unwissenheit und Halbwahrheiten kursieren.
Abgesehen von der immer währenden Diskussion um organische UV-Filter und deren potentielle unerwünschte Wirkungen, gilt es zu betonen, dass alle unten aufgeführten Filter in der EU eine Zulassung haben und das nicht umsonst. Nach aktueller Studienlage gelten alle dieser Filter unter Berücksichtigung der zugelassenen Höchstkonzentration als sicher und verträglich, sonst wären sie für den Gebrauch in Kosmetika erst gar nicht zugelassen. Sie schützen die Haut vor UV-bedingten Sonnenschäden, nicht auszuschließen sind jedoch individuell auftretende Unverträglichkeiten oder Sensibilisierungsreaktionen im Zusammenhang mit bestimmten Filtern.
INCI |
Handelsname/ alternativer Name |
4-Methylbenzylidene Camphor | Eusolex 6300 oder Parsol 5000, Enzacamen |
Benzophenone-3 | Oxybenzon; 2-Hydroxy-4-methoxybenzophenon |
Benzophenone-4, Benzophenone-5 | |
Benzylidene Camphor Sulfonic Acid | |
Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine | Tinosorb S |
Butyl Methoxydibenzoylmethane | Avobenzone |
Camphor Benzalkonium Methosulfate | |
Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate | Uvinul A Plus |
Diethylhexyl Butamido Triazone | Iscotrizinol |
Disodium Phenyl Dibenzimidazole Tetrasulfonate | Bisdisulizole disodium (USAN) |
Drometrizole Trisiloxane | Mexoryl XL |
Ethylhexyl Dimethyl PABA | Padimate O |
Ethylhexyl Methoxycinnamate | Octyl Methoxycinnamate |
Ethylhexyl Salicylate | Octisalate |
Ethylhexyl Triazone | Uvinul T 150 |
Homosalate | |
Isoamyl p-Methoxycinnamate | |
Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol/ Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano) | Bisoctrizole, Tinosorb M |
Octocrylene | |
PEG-25 PABA | Uvinul P 25 |
Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid | Ensuizole |
Phenylene Bis-Diphenyltriazine | |
Polyacrylamidomethyl Benzylidene Camphor | |
Polysilicone-15 | Dimethicodiethylbenzalmalonate |
Terephtalylidene Dicamphor Sulfonic Acid | Mexoryl SX, Ecamsule |
Tris-Biphenyl Triazine (Nano) | Tinosorb A2B |
Methoxypropylamino Cyclohexenylidene Ethoxyethylcyanoacetate | Mexoryl 400 |
Welche chemischen UV-Filter sind verträglich?
Aus der Liste der oben genannten Filter sind nicht alle automatisch auch das Mittel der Wahl. Einige davon entstammen der ersten Generation chemischer Filter und sind nicht mehr als state of the art zu betrachten.
In den letzten Jahren haben sich stattdessen verschiedene moderne und verträgliche UV-Filter etabliert, die als wirksam und sicher gelten:
- Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (Tinosorb S)
- Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Tinosorb M)
- Tris Biphenyl Triazine (Tinosorb A2B)
- Ethylhexyl Triazone (Uvinul T150)
- Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (Uvinul A Plus)
- Ethylhexyl Salicylate (Octisalate)
- Diethylhexyl Butamido Triazone (Iscotrizinol)
- Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid (Enzulisol)
- Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid (Mexoryl SX)
- Drometrizole Trisiloxane (Mexoryl XL)
- Methoxypropylamino Cyclohexenylidene Ethoxyethylcyanoacetate (Mexoryl 400)
Sonnencremes mit verträglichen chemischen UV-Filtern
Eine passende und verträgliche Sonnencreme zu finden, die sich auch täglich nutzen lässt, kann zur Geduldsprobe werden. Doch die Suche lohnt sich, denn UV-Strahlung ist für 80 % der vorzeitigen Hautalterung verantwortlich. Ein besseres Anti-/Slow-Aging als Sonnenschutz gibt es also nicht. Zudem kann die konsequente Nutzung einer Sonnencreme die Entstehung von Pigmentflecken eindämmen und das Entzündungsgeschehen z. B. bei Akne, Rosacea oder Couperose positiv beeinflussen.
Sonnencremes mit chemischen Filtern sind nicht per se schlechter als Sonnencremes mit physikalischen Filtern. Oftmals ist sogar die Kombination der beiden Filterkategorien mit am wirksamsten. Weiterer Vorteil: chemische Sonnencremes weißeln (in der Regel) nicht und lassen sich daher meist leichter auf der Haut einarbeiten. Bei physikalischen Sonnencremes muss das Produkt oftmals stark eingearbeitet werden – die damit einhergehende Reibung kann bei empfindlicher Haut zu Reizungen führen.
Beispiele für verträgliche Sonnencremes mit chemischen Filtern:
- SkinCeuticals Advanced Brightening UV Defense Sunscreen SPF 50*
- Dr. Jetske Ultee // Suncover SPF 30*
- Purito // Daily Go-to Sunscreen
- La Roche-Posay // Anthelios UVMune400 LSF 50+ Invisible Fluid*
- La Roche-Posay // Anthelios UVMune400 Hydratisierende Creme 50+*
- V.SUN // Sun Cream Face SPF50 perfume free
- Skincerely Yours // Tagescreme SPF30
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Guten Tag
Meine Creme beinhaltet einen Filter der heißt: Disodium Phenyl Dibenzimidacole.
Hier ist er nicht aufgelistet. Gehört dieser Filter zu der neueren Generationen oder ist er schön alt.
Ich danke ihnen für eine Antwort.
Hallo Yvette,
vermutlich liegt das nur daran, dass der von dir genannte Name unvollständig ist. In voller Länge heißt der Filter „Disodium Phenyl Dibenzimidazole Tetrasulfonate“. Es handelt sich dabei um einen wasserlöslichen UV-Filter, der seit 2000 in der EU zugelassen ist. Der Filter gehört eher zu den moderneren UV-Filtern, auch wenn er jetzt schon fast 24 Jahre alt ist 😉
Liebe Grüße,
Sarah