Dieser Artikel wurde zuerst am 21.09.2016 veröffentlicht, Aktualisierung 22.01.2020
Neben Glycolsäure gehört Milchsäure im Kontext der alpha-Hydroxysäuren (AHA), zu den Säuren, die in der Kosmetik am häufigsten für chemische Peelings verwendet werden. Wer sich nicht ganz so gut mit Peelings, ihrer Wirksweise und der jeweiligen Anwendung auskennt, hat oftmals Vorbehalte gegenüber chemischen Peelings. „Chemisch“, das klingt nicht sehr schonend, viel eher besteht die Annahme, dass wir es hier mit reizenden oder ätzenden Stoffen zu tun haben. Erfahre mehr darüber, weshalb das ein Irrtum ist und weshalb sich gerade Milchsäure für Einsteiger oder Menschen mit empfindlicher Haut eignet.
Kategorie
Feuchthaltemittel, Hautconditioner, Exfolians
Chemische Bezeichnung
2-Hydroxypropansäure
INCI und alternative Namen
Lactic Acid (INCI), Milchsäure, 2-Hydroxypropionssäure, E270
Eigenschaften [1, 2, 3]
- Reguliert als Bestandteil des Säureschutzmantels den physiologischen pH-Wert der Haut (pH 5-5.5) und sorgt so für ein leicht saures Mileu. Dies bietet der hauteigenen Bakterienflora ein optimales Umfeld.
- Hemmt das Wachstum hautfremder Mikroorganismen, z.B. Bakterien oder Pilze, die für Pickel, Unreinheiten oder auch Akne verantwortlich sein können.
- Wasserliebend/hydrophil: Milchsäure bildet eine Wasserhülle aus und wirkt daher feuchtigkeitsspendend.
- Keraotolytisch: löst den Zellkit zwischen abgestorbenen Hautzellen, dadurch lassen sich nicht mehr benötigte Hornzellen leichter von der Oberfläche der Haut entfernen.
- Stimuliert die Ceramid- und Kollagenbildung, dies verbessert die Flexibilität der Haut und kann die Entstehung von Falten verlangsamen bzw. das Erscheinungsbild bestehender Fältchen reduzieren.
- Geeignet bei unreiner oder bereits entzündeter Haut: Milchsäure entfernt abgestorbene Hautzellen, die ihrerseits Nährboden für Entzündungen jeglicher Art sind.
- Gute Verträglichkeit und nicht allergen da es sich um einen körpereigenen Stoff handelt.
Einsatzkonzentration
3-10%
In niedrigen Konzentrationen von 0.1-0.5% dient Milchsäure in erster Linie der Einstellung eines passenden (hautphysiologischen) pH-Wertes kosmetischer Zubereitungen.
In höheren Konzentrationen entfaltet sich die keratolytische Wirkung von Milchsäure. Dies wird im Rahmen chemischer Peelings genutzt, um abgetorbene Hornzellen von der Hautoberfläche zu entfernen. Für den Hausgebrauch stehen Milchsäurepeelings in Konzentrationen bis 10% zur Verfügung. In medizinisch-dermatologischen Anwendungen werden auch höhere Konzentrationen eingesetzt, dies sollte aber nur von Spezialist*innen durchgeführt werden.
Formulierung
Milchsäure löst sich gut in Wasser, Alkohol und Glycerin. Somit erklärt sich auch, weshalb es in so vielen verschiedenen Produkten zur Einstellung des pH-Wertes verwendet wird. Will man von der keratolytischen Wirkung profitieren, ist neben der Einsatzkonzentration vor allem der pH-Wert des jeweiligen Produktes entscheidend – er sollte ca. bei pH 3,8 liegen. Übrigens: je saurer das Produkt, desto wirksamer das Peeling. Ab pH 6 weist Milchsäure im Grunde keine keratolytischen Eigenschaften mehr auf.
Funfact
Der menschliche Körper produziert pro Tag ca. 120g Milchsäure zur Versorgung von Muskulatur, Haut, Haaren, Blut und Organen. Der Vorteil von Milchsäurepeelings liegt also auf der Hand: die Milchsäure wird als körpereigen erkannt, effektiv von den Zellen aufgenommen und verursacht weniger Irritationen. Gleichzeitig sorgt die etwas größere Molekülstruktur dafür, dass Milchsäure im Vergleich zur „kleineren“ Glycolsäure langsamer in die Haut eindringt und so ihre Wirkung langsamer und milder entfaltet.
Dreamteam
Milchsäure ist ein fantastischer Feuchtigkeitsspender und gehört zu den NMFs (Natural Moisturizing Factors) unserer Haut. Hinter der Stoffgruppe der NMFs verbergen sich hauteigene Substanzen, die sich durch eine hohe Wasserbindungskapazität auszeichnen und die Haut somit gut durchfeuchten. Neben Milchsäure ist auch das Salz der Milchsäure (Sodium Lactate, Natriumlactat) ein beliebter Feuchtigkeitslieferant. In Pfegecremes ist die Kombination aus Milchsäure und ihrem Salz aufgrund der feuchtigkeitsspendenden und der pH-regulierenden Eigenschaften ein all time favorite. Aber auch Formulierungen mit anderen NMFs wie Harnstoff, Hyaluronsäure oder Zuckern bilden ein gutes Match.
Good to know
Milchsäure gehört zusammen mit Glycol-, Apfel- und Weinsäure zu den bekanntesten Vertretern der alpha-Hydroxysäuren (AHA). Wer „Säure“ liest, denkt vielleicht zuerst an Verätzungen oder aggressive Eigenschaften. Weit gefehlt, denn richtig angewandt und formuliert sind diese Säuren überaus mild. AHAs finden sich in vielen chemischen Oberflächenpeelings und sind mechanischen Peelings (mit Schleifpartikeln) weit voraus [4]. Während mechanische Peelings die äußere Hornschicht der Haut abtragen und zu Mikroverletzungen oder auch trockener Haut führen können, beruht der Wirkmechanismus chemischer Peelings u.a. auf dem Auflösen des Zellkits zwischen den Hornzellen der Hornschicht.
Chemische Peelings mit AHAs wirken im Bereich der Hornschicht, der obersten Layer unserer Haut. Die regelmäßige Anwendung führt dazu, dass die Hornschicht dünner und somit flexibler wird, ein Effekt, der besonders bei der Pflege unreiner Haut, Akne und Verhornungsstörungen erwünscht ist [5]. Dennoch bedeutet dies nicht, dass die Haut durch chemische Peelings insgesamt dünner wird. Es wird lediglich die Hornschicht dünner, während man davon ausgeht, dass dafür im Gegenzug andere Hautschichten – etwa durch den positiven Effekt auf die Kollagensynthese – gestärkt werden. Also keine Angst vor chemischen Peelings! Richtig angewandt können sie der Haut den typischen „Glow“ bescheren, sie festigen und mit Feuchtigkeit versorgen.
Literaturangaben
[1] Zakopoulou, Kontochristopoulos, Superficial chemical peels. J Cosmet Dermatol. 2006 Sep;5(3):246-53.
[2] Grajqevci-Kotori, M. et al., Exfoliative Skin-peeling, Benefits from This Procedure and Our Experience. Med Arch. 2015 Dec;69(6):414-6.
[3] Smith, W.P., Comparative effectiveness of alpha-hydroxy acids on skin properties. Int J Cosmet Sci 1996 Apr;18(2):75-83.
[4] Scholz, D. et al., Fruit acid extracts, a fresh approach to skin renewal. Int J Cosmet Sci 1994 Dec;16(6):265-72.
[5] Drealos, Z. et al., Novel retinoid ester in combination with salicylic acid for the treatment of acne. J Cosmet Dermatol 2016 Mar;15(1):36-42.
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Hallo liebe Sarah!
Ich habe die 10%ige Milchsäure von The Ordinary. Nach meiner Messung ist der pH-Wert hier deutlich zwischen 4 und 5. Eine peelende Wirkung kann man hier wohl nicht mehr erwarten, aber bleibt die feuchtigkeitsspendende Wirkung und die Anregung der Kollagen- und Ceramideproduktion trotzdem erhalten?
Hallo liebe Tanja,
danke für deine Nachricht! Ja, das scheint bei TO ein Problem zu sein… Nur selten stimmen die pH-Werte.
Als Feuchtigkeitslieferant sollte die Milchsäure dennoch agieren, wirklich peelende Effekte vermute ich nicht bzw. nur sehr limitiert. Genau sagen kann ich es aber nicht, da mir keine Studien bekannt sind, die die keratolytische Wirksamkeit im Abhängigkeit zum pH-Wert untersucht haben. Gleiches gilt für die Anregung der ceramid-/kollagenproduktion. Tut mir Leid, dass ich da nicht konkreter werden kann.
Viele liebe Grüße,
Sarah