Skincare Lesson: Hautpflege im Winter

Es ist 5:15 Uhr am Morgen, ich werfe einen Blick aus dem Fenster und sehe: nichts. Klar, ist stockdunkel, hallo Winterzeit. Doch das stört mich noch nicht mal so sehr. Viel schlimmer wird es eigentlich erst dann, wenn ich mich 20 min später aufs Rad setze, um zum Sport zu fahren. Das.ist.richtig.kalt. denke ich mir und stecke die Nase tiefer in meinen Schal. Die 10 min Fahrt habe ich in dieser Woche aus gegebenem Anlass auch damit verbracht, mir über Hautpflege in der kalten Jahreszeit Gedanken zu machen.

Warum die Haut im Winter andere Bedürfnisse hat und wie man die eigene Hautpflege winterfest macht – auch beim (Outdoor)Sport – erfährst Du in diesem Beitrag [WERBUNG | Markennennung]

Skincare Lesson: Hautpflege im Winter. Bedürfnisse der Haut im Winter verstehen und die richtige Pflege

So beeinflusst das Klima die Haut

Klimatische Bedingungen können die Funktion und Integrität unserer Hautbarriere negativ beeinflussen. Das zeigt sich recht anschaulich an der Beobachtung, dass die atopische Dermatitis (Neurodermitis) umso häufiger auftritt, je weiter man sich gen Norden vom Äquator entfernt [1]. Zwar könnten dafür grundsätzlich auch genetische Faktoren ursächlich sein, man geht aber davon aus, dass die klimatischen Effekte auf die Hautbarriere eine Schlüsselrolle spielen. Es ist relativ gut untersucht – sowohl durch empirische Beobachtung, aber auch anhand umfassender Literaturrecherchen [2] – dass die Haut bestimmte klimatische Gegebenheiten nicht wirklich gut wegsteckt:

Geringe Luftfeuchtigkeit

Komponenten der Haut, die zu den natürlichen Feuchthaltefaktoren (NMF) gehören, werden bei niedriger Luftfeuchtigkeit schneller abgebaut. Ein weiterer Effekt trockener Umgebungsluft ist ein erhöhter Wasserverlust über die Haut (TEWL, transepidermal water loss). Vermehrter Abbau der NMF und erhöhter TEWL – was dabei Henne oder Ei ist… vermutlich bedingt sich beides gegenseitig, aber das Ergebnis ist recht eindeutig: eine gestörte Hautbarriere.

Niedrige Temperaturen

Die ersten wissenschaftlich dokumentierten Berichte darüber, dass Menschen im Winter zu einem irritierten Hautzustand neigen, wurde 1894 dokumentiert. Das war sicherlich keine Meldung mit großem Neuigkeitswert, aber spätstens ab dem Moment hat sich die dermatologische Forschung offiziell dieser Thematik zugewandt. Der kausale Zusammenhang wurde schließlich 1975 wie folgt aufgelöst: wird die Haut kalten Temperaturen ausgesetzt, sinkt der Feuchtigkeitsgehalt der Haut, weil sich der Wasserverlust über die Haut erhöht [3].

Jahreszeitenwechsel

Wechseln sich die Jahreszeiten, ändern sich nicht nur die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, auch der Luftdruck spielt eine Rolle. Ich wechsle jetzt mal eben die wissenschaftliche Disziplin und werde zum Wetterfrosch: wenn der Herbst in den Winter übergeht, gibt es Phasen in denen sich niedriger und hoher Luftdruck abwechseln. Ist der Luftdruck niedrig, so wirkt sich das auch auf den Feuchtigkeitsgehalt der Haut aus, denn das Wasser diffundiert nun leichter in tiefere Hautschichten. Ein hoher Luftdruck hingegen treibt das Wasser geradezu aus der Haut und sie wird trockener [4].

Was passiert in und auf der Haut im Winter?

Wie im vorherigen Absatz dargestellt, hat das Klima also maßgeblichen Einfluss auf den Hautzustand. Konkret laufen in der Haut unter anderem folgende Prozesse ab:

  • Der Gehalt an Lipiden, Aminosäuren und natürlichen Feuchthaltefaktoren sinkt.
  • Die Produktion von Sebum (Talg) sinkt und das wenige, das an Sebum noch vorhanden ist, wird bei niedrigen Temperaturen fester und verteilt sich daher schlechter auf der Haut.
  • Die Haut ist schlechter hydriert, kann Feuchtigkeit weniger gut halten und verliert mehr Wasser.

Diese physiologischen Gegebenheiten befeuern sich jeweils gegenseitig und können zusammengenommen zu einer Störung der Hautbarriere führen. Es zeigen sich unter anderem folgende Anzeichen:

  • trockene, rissige und empfindliche Haut
  • eine insgesamt dickere Hornschicht
  • Empfindlichkeit gegenüber mechanischem Stress ist
  • Entzündungen und Ekzeme

Wie schützt und pflegt man die Haut im Winter am besten?

Der Winter mit seinen kalten Temperaturen, dem eisigen Wind, der trockenen Luft und dem ständigen Wechsel zwischen warm und kalt setzt der Haut zu. Sie wird trocken, gereizt, rissiger und empfindlicher. Für Menschen, die ohnehin schon empfindliche und trockene Haut haben, kann sich diese Situation im Winter noch deutlich verstärken. Das zeigt sich z. B. häufig im Bereich der Augen, Lippen oder Hände – also überall dort wo die Haut wenige bis keine Talgdrüsen hat und kaum Unterhautfettgewebe aufweist. Aber auch wenn Entzündungen schlechter oder sehr langsam abheilen, bestimmte Pflegeprodukte plötzlich nicht mehr vertragen werden oder die Haut brennt und gerötet ist, sind dies Anzeichen typischer Winterhaut.

Um die Haut gut durch den Winter zu bringen, gibt es einige Tipps und Tricks:

Hautpflege anpassen

  • Reichhaltigere Pflegecremes (z. B. Barrier Repair Moisturizer von Paula’s Choice*) verwenden oder die bestehende Tagespflege mit Squalan oder einem Öl anreichern. Dies kann die fehlenden Lipide ersetzen und die reduzierte Sebumproduktion kompensieren.
  • Abends okklusive(re) Cremes verwenden, die den transepidermalen Wasserverlust über Nacht reduzieren, z. B. Clinical Ultra Rich Moisturizer von Paula’s Choice*
  • Cremes verwenden, die Komponenten der Hautbarriere bereitstellen (u. a. Fettsäuren, Cholesterol, Phospholipide, Ceramide, PCA, Natürliche Feuchthaltefaktoren), z. B. Omega + Complex von Paula’s Choice* oder The Ordinary NMF + HA Moisturizer.
  • Auf Duftstoffe, Parfum und ätherische Öle verzichten, denn sie wirken stark sensibilisierend und reizend.
  • Die Reinigung der Haut sollte auch weiterhin so gründlich wie nötig, gleichzeitig so mild wie möglich sein. Daher auf Waschgele mit harschen Tensiden verzichten, eher mal ein Reinigungsöl oder einen Balm verwenden.
  • Lippen mit einer okklusiven Creme oder einem Balm schützen, um den Feuchtigkeitsverlust zu reduzieren, z. B. Aquaphor von Eucerin* oder das Moisture Surge Lip Tratment von Clinique.
  • Hände häufig eincremen (vor allem nach jedem Händewaschen) und Handschuhe aus Naturmaterialien tragen.
  • Sehr gereizte und trockene Haut nicht übermäßig peelen.

EXKURS PEELINGS

Physikalische Peelings mit Schleifpartikeln sind ohnehin immer eine eher schlechte Idee und sollten wenn dann nur sehr dosiert angewendet werden. Will man unliebsame Hautschuppen loswerden, sind stattdessen chemische Peelings das Mittel der Wahl. Sie lösen die Verbindungen zwischen den Hautzellen, sodass sich diese leichter lösen. Vor „Verätzungen“ muss übrigens keiner Angst haben, denn chemische Peelings für den Hausgebrauch unterscheiden sich von medizinischen Peelings durch eine niedrigere Säurenkonzentration und eine damit verbundene geringere Eindringtiefe.

Bei sehr gereizter Winterhaut, sollte man jedoch auch bei chemischen Peelings vorsichtiger agieren und ggf. eine Pause einlegen. Wer dennoch nicht auf chemische Peelings verzichten möchte, wählt Peelings mit niedrigerer Konzentration und langsamerer Penetration (z. B. Milchsäure, Lactobionsäure, Polyhydroxysäuren).

Gut gepflegt durch den Winter. Hautcremes, die bei trockener und gereizter Haut Linderunge schaffen: z.B. Paula's Choice Barrier Repair Moisturizer, Aquaphor von Eucherin oder der NMF Moisturizer von The Ordinary

Umweltfaktoren berücksichtigen

  • Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen erhöhen, z.B. durch Luftbefeuchter, oder ein feuchtes Handtuch auf der Heizung.
  • Auch wenn im Winter eine heiße Dusche oder ein Bad besonders angenehm sind, für die Haut ist es nicht unbedingt das Beste. Daher eher kurz und nicht zu heiß duschen, Reinigungsprodukte mit milden Tensiden und ggf. rückfettenden Bestandteilen verwenden und anschließend eine pflegende Bodylotion, z.B. Body Cream von Uncover Skincare* oder Body Lotion+ von Beyer&Söhne auftragen. Wer auf das Bad nicht verzichten will, kann einen ölhaltigen Badezusatz wählen. So banal es klingt: Hände mit Handschuhen schützen, Mützen tragen, exponierte Hautstellen mit einer schützenden Creme behandeln.

Diese Inhaltsstoffe gehören in die Winterpflege

Im Winter geht es in Sachen Hautpflege grundsätzlich also um zwei Aspekte: die Hautbarriere stärken und den Wasserverlust vermindern. Dies erreicht man z.B. mit folgenden Pflegestoffen:

  • Natürliche Feuchthaltefaktoren: Aminosäuren, Urea, Milchsäure, Sodium PCA
  • Lipide: Ceramide, Cholesterol, Phospholipide, Fettalkohole, Fettsäuren, Fette/Öle, Wachse, Squalan
  • Vitamine: Panthenol, Vitamin E
  • Beruhigende Stoffe: Allantoin, Bisabolol, Ectoin
  • Feuchtigkeitslieferanten: Glycerin
  • Okklusiva: bestimmte Silikone, Mineralöle, Petrolatum, Paraffinum Liquidum

Hautpflege im Winter bei sportlichen Outdooraktivitäten

Sport im Winter, das muss nicht nur Skifahren oder Snowboarden sein. Auch im Winter gehe ich weiterhin gerne laufen oder zum Outdoortraining. Dabei ist die Haut teilweise recht lang kalten Temperaturen, eisigem Wind und nicht zuletzt auch UV-Strahlung ausgesetzt. Daher sollte man sie schützen mit einer reichhaltigen Creme, Fettstiften für Lippen und Augenbereich sowie einem Sonnenschutz.

Okklusive Produkte entfalten einen besonders guten Kälteschutz. Doch bei sportlicher Aktivität kann das kontraproduktiv sein, da man eventuell einen Hitzestau auf der Haut produziert. Selbst schon erlebt, als ich mir vor einem Longrun das gesamte Gesicht mit Aquaphor von Eucerin* eingecremt haben – glaubt mir, das macht man nur einmal. Dennoch ist gerade diese Creme für Outdooraktivitäten mein absoluter Skin Saver geblieben. Nur das sich die Creme inzwischen eher als Spottreatment im Bereich der Augen und auf den Lippen verwende. Für den Rest des Gesichts trage ich höchstens eine sehr dünne Schicht auf oder reichere alternativ meine Sonnencreme mit einer semi-okklusiven Creme an.

Fazit: Hautpflege im Winter anpassen

Tatsächlich ist die Anpassung der Hautpflege an die klimatischen Bedingungen des Winters weit mehr als eine gutgemeite Marketingbotschaft. Tatsächlich hat das Klima einen weitaus stärkeren Einfluss auf unsere Hautphysiologie als von vielen angenommen. Daher macht es durchaus Sinn, die eigene Hautpflege im Winter hier und da anzupassen. So kann die Haut auch im Winter gesund und gepflegt aussehen.

Literaturangaben

[1] Williams et al., Worldwide variations in the prevalence of symptoms of atopic eczema in the International Study of Asthma and Allergies in Childhood. J Allergy Clin Immunol 1999; 103:125138.

[2] Engebretsen et al., The effect of environmental humidity and temperature on skin barrier function and dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2016 Feb;30(2):223-49.

[3] Spencer et al., Temperature dependence of water content of stratum corneum. Br J Dermatol 1975; 93: 159–164.

[4] Gaul and Underwood, Relation of dew point and barometric pressure to chapping of normal skin. J Invest Dermatol 1952; 19:9–19.

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5 thoughts on “Skincare Lesson: Hautpflege im Winter

  • Hallo Sarah,
    Vielen Dank für die Zusammenfassung. Einiges wusste ich schon, meine Neurodermitits meldet sich nämlich pünktlich jeden Herbst. Den Zusammenhang zwischen Luftdruck und Hautfeuchtigkeit kannte ich hingegen noch nicht. Man lernt nicht aus! ?

    Eine Frage habe ich aber noch: was nutzt du denn aktuell als Sonnenschutz bei langen Läufen? Ich habe nämlich auch das Problem, dass es nicht zi okklusiv sein darf, meine üblichen Sommerprodukte aber zu wenig reichhaltig sind, selbst wenn ich darunter ordentlich creme (ich mag The Ordinary NMF sehr). Hast du Tipps?

    Viele Grüße
    Julia

    • Hallo liebe Julia,

      vielen Dank für Dein Feedback, freut mich dass Du sogar noch etwas Neues gelernt hast 🙂

      Derzeit verwende ich eigentlich immer diesen hier: All Around Safe Block Essence SPF 45 von Missha. Für mich sowohl solo bereits recht pflegend, gebe aber meist zur Sicherheit noch den TO NMF drunter oder aber auf einzelne Stellen etwas Aquaphor von Eucerin (aber wirklich nur als Spottreatment, wäre sonst zu viel des Guten). Alternativ fiele mir noch diese Creme ein: Aloe Soothing Sun Cream SPF50+ von COSRX.

      Was nutzt Du denn aktuell?

      Liebe Grüße,
      Sarah

      • Im Moment versuche ich noch die Reste (Isdin Fusion Water, Dermasence Soft Cream etc.) vom Sommer aufzubrauchen, aber das passt natürlich so gar nicht zu meinen Hautbedürfnissen.
        Ich werde die Missha mal ausprobieren, danke für den Tipp!

  • Hallo Sarah!

    Ich freue mich über deinen Artikel. Jetzt wo es so kalt ist leider meine Haut schon sehr!

    Ich verwende momentan als Tagescreme Paediprotect Aplpin Sonnencreme mit Kälteschutz LSF 50+. Glänzt zwar aber ich bilde mir ein, dass der Kälteschutz funktioniert 😉

    Da du dich so gut mit Peptiden auskennst wollte ich dich fragen: was ist die aktuelle Empfehlungen bzgl Kupferpeptide? Es hieß ja eine Zeit lang, man darf sie nicht zu oft verwenden sonst verstärken sie die Hautalterung. Konkret möchte ich einen Dupe zur DRUNK ELEPHANT PROTINI POLYPEPTIDE CREAM (die ACURE RADICALLY REJUVENATING WHIPPED NIGHT CREAM Quelle https://www.beautifulwithbrains.com/dupe-drunk-elephant-protini-polypeptide-cream/ ) verwenden und frage mich, wie ob ich sie anwenden kann/darf? Täglich abends? 2 Mal pro Woche?

    Liebe Grüße und schönes Wochenende
    Elisabeth

    PS Ich folge dir seit kurzem auf Instagram und ich bin immer sehr beeindruckt über deinen Sport-Reports auf deiner Story!

    • Hallo liebe Elisabeth,

      danke für Dein Feedback!! Die Paediprotect Creme, von der Du sprichst, wollte ich auch schon lange mal ausprobieren. Kannst Du etwas dazu sagen, ob sie stark okklusiv ist? Also wenn man schwitzen würde, bekäme man dann eher einen Hitzestau?

      Ohh, zum Thema Peptide gibt es viel und wenig zu sagen… um es kurz zu machen: die Gruppe ist extrem divers und in vivo gibt es sicher einige relevante Peptide, die als Signallingmoleküle agieren. Jedoch wage ich zu bezweifeln, das sich diese Reaktionen durch topisch aufgetragene Peptide nachahmen lassen. Denn dies scheitert in meinen Augen vor allem an zwei Punkten. 1.) Pepdide sind zu sprerrig, als dass sie die Hautbarriere durchdringen, geschweige denn in die Haut vordringen könnten. 2.) In der Haut gibt es Peptidasen, also Enzyme, die spezifisch Pepdide spalten.
      Wenn Peptide in Hautpflege eine Sache ausrichten können, dann noch am ehesten Feuchtigkeit zu spenden. Denn sowohl Aminosäuren, als auch Peptide ziehen Wasser an und bilden Hydrathüllen aus.
      Dennoch: ich habe die Protini Cream auch schon verwendet und fand sie klasse. Dass sie jedoch die Hautalterung beschleunigt, halte ich für zu weit gedacht… wie gesagt, die enthaltenen Peptide werden kaum die Hautbarriere überwinden. Ich habe die Protini Cream damals täglich angewendet und das einzige, was ich bermerkt hatte, war eine weiche und gut durchgfeuchtete Haut <3

      Viele liebe Grüße,
      Sarah

      PS: jaaa, denn nicht nur Hautpflege macht schöne Haut, auch regelmäßiges Schwitzen und Sport hält jung 😀

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