Mittwochs gibt es an dieser Stelle einen „INCI-Wiki“ Eintrag, in dem jeweils ein mehr oder weniger gängiger Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten beleuchtet wird. Mit der Zeit entwickelt sich so ein Kompendium, das Euch Inhaltsstoffe und deren wichtigste Facts bereitstellt.
Letzte Woche Panthenol, heute schon wieder ein Feuchhaltefaktor. Vielleicht liegt es daran, dass Feuchtigkeit auch bei mir eines der großen Hautpflegethemen ist. Grundbaustein der Hyaluronsäure (HA) ist ein Zweifachzucker, der immer wieder mit weiteren Hyaluronsäureeinheiten verknüpft wird, bis eine lange Polysaccharidkette entsteht. Ob Anti-Aging oder Feuchtigkeitspflege, mit dem Schlagwort „Hyaluronsäure“ werden diverse Hautpflegeprodukte beworben. Aber hält sie wirklich, was sie verspricht? Das beantwortet euch hoffentlich der heutige Post.
Kategorie
Feuchthaltefaktor
Chemische Bezeichnung
Glucuronsäure-b-1-3-N-Acetylglycosamin
Derivate und INCIs
Sodium Hyaluronate, Hyaluronic Acid, Hydrolyzed Sodium Hyaluronate (zerlegte Hyaluronsäure).
Wirkungsweise
Je nachdem, wie viele der Hyaluronsäure Zuckerbausteine (Polysaccharideinheiten) aneinander gehängt sind, unterscheidet man HA mit hohem (1000 kDa oder 200 kDa) oder mit niedrigem Molekulargewicht (50 kDa oder 130 kDa). Hochmolekulare HA dringt wenig in die Haut ein, sondern bildet eher einen Film auf der Haut. Die Feuchtigkeit wird auf der Haut gebunden und reduziert so den Wasserverlust. Dieser Film wirkt außerdem schützend vor Schadstoffen und kann Reizungen mindern. Im Gegensatz dazu steht die niedermolekulare HA, die im Grunde ein Abbaufragment hochmolekularer Hyaluronsäure ist. Die kleineren Moleküle sollen der Theorie nach besser in die Haut eindringen und dort Wasser binden. Daher wirkt sich HA mit niedrigem Molekulargewicht positiv auf die Hautelastizität aus. Beide Formen, hoch- oder niedermolekular, verbessern nachweislich die Hautfeuchtigkeit und werden am besten zusammen formuliert, um von den jeweiligen Effekten optimal zu profitieren.
- Hydratisierend und feuchtigkeitsspendend durch hohes Wasserbindungsvermögen
- Stabilisierung des Interzelluarraums in der Dermis (quasi: Wassereinlagerung zwischen den Zellen der Haut)
- Hyaluronsäure ist essentiell für das Zellwachstum und die Zelldifferenzierung
- antientzündlich [1]
- fördert die Wundheilung [1]
- Verbesserung der Hautfeuchtigkeit und Elastizität bei extrinsisch und intrinsisch gealterter Haut [2]
- körpereigenes Antioxidans [3]
- Hautstraffende und glättende Wirkung [4]
Einsatzkonzentration
0.1 – 2%
Formulierung
Hyaluronsäure ist ein weißer, kristalliner Feststoff, der sich in (lauwarmem) Wasser oder Alkohol lösen lässt. Cremes oder Toner lassen sich mit gelöster Hyaluronsäure relativ leicht anreichern.
Funfact
1 kg Hyaluronsäure kann bis zu 6 l Wasser binden.
Dreamteam
AHAs dringen tief in die Haut ein und öffnen den Weg für nachfolgende Substanzen. Besonders HA profitiert davon. Dabei ist aber zu bedenken, dass Hyaluronsäure durch die stark wasseranziehende Wirkung auch austrocknend wirken kann, wenn z.B. wie im Winter durch Heizungsluft eine geringe Luftfeuchtigkeit herrscht. Daher ist die Kombination mit (semi-)okklusiven Stoffen (Pflanzen- oder Mineralöle, Silikone, Shea Butter, …) oder eine wässrige Formulierung sinnvoll.
Good to know
Für Hyaluronsäure ist in der menschlichen DNA ein entsprechendes Gen hinterlegt, das hochkonserviert ist und es uns ermöglicht, Hyaluronsäure selbst herzustellen. „Hochkonserviert“ bedeutet, dass quer durch evolutionäre Entwicklungsstufen von Bakterien hin zu Tieren und Menschen, Hyaluronsäure stets gleich aussieht. Leider wird mit zunehmendem Alter in der Haut immer weniger HA gebildet. Während die Hyaluronsäurekonzentration bei jungen Frauen bis 45 noch etwa 0.03% beträgt, sinkt sie bei 60-jährigen Frauen auf 0.015% ab. Da Bakterien jedoch dieselbe Hyaluronsäure produzieren, hat bakteriell gewonnene Hyaluronsäure in der Hautpflege zu Recht einen festen Platz.
Literaturangaben
[1] Litwinjuk M. et al.; Hyaluronic Acid in Inflammation and Tissue Regeneration. Wounds 2016 Mar;28(3):78-88.
[2] Pavicic T. et al.; Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. J Drugs Dermatol. 2011 Sep;10(9):990-1000.
[3] Ke C. et al.; Antioxidant acitivity of low molecular weight hyaluronic acid. Food Chem Toxicol. 2011 Oct;49(10):2670-5.
[4] Poetschke J. et al.; Anti-wrinkle creams with hyaluronic acid: how effective are they? MMW Fortschr Med. 2016 May;158 Suppl 4:1-6.
care | understanding skincare
Liebe Sarah,
hast du eine Quellen-/ Literaturangabe zu der Aussage, dass HA durch die wasseranziehende Wirkung auch austrocknend wirken kann? Ich frage mich woher diese Behauptung kommt und ob es eine ausführlichere Erklärung gibt.
Liebe Grüße
Aylin
Hallo Aylin,
das beruht hauptsächlich auf empirischen Daten und lässt sich wie folgt erklären: dadurch dass HA so wasseranziehend wirkt, kann es passieren, dass sie auf der Haut ausstrocknende Wirkung hat, wenn im Pflegeprodukt nicht entsprechend Wasser „mitgeliefert“ wird. Denn dann passiert es, dass das Wasser, welches sich auf/in der Haut befindet von der HA abgezogen wird und ewas bleibt ist ein trockenes Hautgefühl.
Ähnliches ist mir tatsächlich auch schon aufgefallen. Zwar wirkt die HA schön wasserspeichernd und die Haut wird prall, oft ist das Gefühl AUF der Haut selbst jedoch eher ein trockenes, sodass ich immer darauf achte bei der Verwendung von HA einen guten Moisturizer hinzerher zu geben.
Bezüglich Studien müsste ich mich zunächst noch genauer umschauen… wie gesagt, ist das eher eine empirisch gut belegte Tatsache, was die explizite Studienlage zu dem Thema angeht, bin ich nicht ganz auf dem Laufenden.
Liebe Grüße,
Sarah
Hi Sarah, kann man es so verstehen, dass Hyaluronsäure durch die Wassebindung eher optisch wirkt oder regt es auch die Kollagensynthese an oder mindert Falten über, also über den Anwendungszeitraum hinaus?
Liebe Grüße, Julia
Ich wollte schreiben : „…oder mindert es Falten real, also über den Anwendungszeitraum hinaus?“
Hallo liebe Julia,
tatsächlich würde ich Hyaluronssäure vor allem eine optische Wirkung bescheinigen. Zudem natürlich die Langzeiteffekte, die man hat, wenn man eben den Schutz der Haut durch die HA-bedingte Filmbildung berücksichtigt. Wird etwa weniger Feuchtigkeit über die Haut verloren, kann das letztlich den Hautzustand länger gesund erhalten. Oder auch: wenn die Haut weniger Umweltschäden ausgesetzt wird, so trägt dies auch zu einem Schutz der Hautbarriere bei. Beides kann dann in the long run die Faltenentstehung verlangsamen.
Dass HA die Kollagenproduktion jedoch direkt anregt, das würde ich nicht unterschreiben. Hier gibt es andere Inhaltsstoffe, denen ich das eher zuschreiben würde.
Hilft Dir das ein wenig weiter?
Viele liebe Grüße,
Sarah
Ja, danke dir! Lieben Gruß