Ohne Koffein kommen manche morgens nicht in die Puschen. Manchmal sogar noch halbschlafend funktioniert der Gang zur Kaffeemaschine in den frühen Morgenstunden beinahe wie von selbst. Die belebende und aufputschende Wirkung, die Koffein auf den Organismus haben kann, funktioniert im Grunde nicht nur bei oraler Aufnahme, sondern auch bei topischer Anwendung. Daher findet sich Koffein inzwischen vermehrt in kosmetischen Zubereitungen, die darauf abzielen die Mikrozirkulation anzuregen, geschwollenen Lidern und dunklen Augenringen den Kampf anzusagen oder sogar den Fettabbau zu fördern.
Kategorie
Antioxidans, Hautconditioner
Chemische Bezeichnung
1,3,7-Trimethylpurine-2,6-dione
INCI und alternative Namen
Caffeine (INCI), 1,3,7-Trimethylxanthine, 1,3,7-Trimethyl-3,7-dihydro-1H-purin-2,6-dion, Caffedrine, Coffeinum Purrum, Methyltheobromin, Kaffein, Tein, Thein, Guaranin.
Wirkungen
- Hat antioxidative Eigenschaften und kann freie Radikale abfangen. In Fibroblasten der Haut konnte nachgewiesen werden, dass Koffein vor den Auswirkungen einer durch reaktive Sauerstoffspezies induzieren Schädigung schützen kann [1, 2].
- Hat selbst zwar keinen direkten Anti-Aging Effekt, kann jedoch extrinsischer Hautalterung vorbeugen.
- Schützt Zellen und die im Zellkern enthaltene DNA vor Schäden durch UVB-Strahlung, weshalb der tägliche Kaffee von einigen Forschungsgruppen sogar als Vorsorgemaßnahme gegen (weißen) Hautkrebs gehandelt wird [3, 4].
- Steht im Zusammenhang mit einer verbesserten Mikrozirkulation [5].
- Verhindert die übermäßige Ansammlung von Fett in Adipocyten (Fettzellen) und findet sich daher häufig in kosmetischen „Anti-Cellulite“ Produkten [5].
- Kann das Erscheinungsbild dunkler Augenringe verbessern und den Hautton ausgleichen.
- Verfügt über eine abschwellende Wirkung (nur vorrübergehend, nicht dauerhaft).
- Adstringierend, von lat.: adstringere „anziehen, zusammenziehen, festschnüren“.
- In vitro Daten und Versuche an einem ex vivo Hautmodell deuten darauf hin, dass Koffein eventuell die Wundheilung verlangsamt [6].
- Vermindert die Kollagensynthese in vitro kultivierter Fibroblasten [7].
Einsatzkonzentration
0,1 – 7%
Bis 3% in figurstraffenden Pflegeprodukten.
Formulierung
Koffein ist ein weißer, geruchloser Feststoff in Pulverform, der sich in Wasser lösen lässt und der unabhängig seines Ursprungs (natürlich oder synthetisch) die selbe Wirkung entfaltet. Die Hautbarriere wird von Koffein gemeinhin gut überwunden, zeigt jedoch bei Formulierung in liposomalen Dispersionen eine besonders effektive Penetration der Haut. In diesem Fall eignen sich Koffeinkonzentrationen bis 2%. Neben Liposomen bieten sich auch Niosomen für topische Koffein-Formulierungen zur Cellulite-Behandlung an [8].
Aufgrund seiner Eigenschaften findet sich Koffein in vielen abschwellenden und straffenden Augencremes, Anti-Aging Produkten, Body-Peelings oder Produkten, die eine vermeintlich figurformende Wirkung haben sollen. Und tatsächlich wird Koffein als Vertreter der Xanthine eine lipolytische (fettspaltende) Aktivität nachgesagt. Der Effekt geht biochemisch vermutlich auf die Aktivierung des Enzyms Triacylglycerol-Lipase zurück, welches Fett in die Bestandteile Wasser, Fettsäuren und Glycerin spaltet.
Die positive Wirkung von Koffein in der Hautpflege korreliert neben der Formulierung, übrigens auch stark mit gleichzeitig angewandten durchblutungsanregenden Maßnahmen: Bürstenmassagen, Peelings oder wärmende Wickel. Aber auch durch weitere physikalische Methoden, wie z.B. Massagen oder Ultraschall lässt sich die Penetration und Wirkung von Koffein steigern. So schön die Theorie hinter solchen Anwendungen ist, oftmals scheitert es an den angebotenen Produkten. Entweder ist viel zu wenig Koffein enthalten, um auch nur annähernd die gewünschten Wirkungen zu haben, oder die Formulierung stimmt nicht, so dass verhältnismäßig wenig Koffein die Hautbarriere überwindet.
Dreamteam
Da Koffein eine austrockende Wirkung auf die Haut hat, sollt es immer im entsprechenden Kontext mit pflegenden und hydratisierenden Stoffen formuliert werden: Glycerin, Fettalkohole oder auch Ceramide.
Fun Fact
Obwohl gerade die Aspekte Koffein und Cellulite nahelegen, dass vor allem Frauen von koffeinhaltigen Pflegeprodukten profitieren können, sind es auch ganz speziell Männer, die einen Vorteil zu haben scheinen.
Der Einfluss von Androgenen, insbesondere Testosteron und dessen Effektor Dihydrotestosteron, führt zu einem beachtlichen Nachteil für die männliche Haut. So zeigt sich z.B. eine verminderte Regenerationsfähigkeit der Haut und eine niedrigere Lebensdauer der Haare an der Kopfhaut (Männer bekommen hormoninduziert häufiger eine Glatze – daher auch die Idee hinter Koffein-Shampoos). Koffein steht im Verdacht, diesen androgenen Effekten entgegenwirken zu können. Um dies zu untersuchen, wurden in einer placebo-kontrollierten, doppelt verblindeten Studie die Effekte von 0,5% Koffein (formuliert in einem Hydroxyethylcellulose-Gel) auf den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) untersucht. Tatsächlich ergab der Vergleich Placebo vs. Koffein, dass der Wasserverlust männlicher Haut nach 7 Tagen Behandlung niedriger ausfiel als bei Frauen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Koffein eventuell gezielt die männliche Hautbarriere stärken kann [9]. 1:0 für die Männer.
Good to know
Wer Koffein in Form von Kaffee oder aufputschenden Getränken bereits nicht (so gut) verträgt, wird eventuell auch bei der topischen Anwendung von koffeinhaltigen Pflegeprodukten Probleme haben. Daher sollte man ganz genau beobachten, wie und ob man auf topisches Koffein reagiert.
Auch wenn Koffein die Haut im Allgemeinen recht gut penetriert, gilt es zu berücksichtigen, dass im Speziellen auch die Hautregion berücksichtigt werden muss. So schein die Penetration geringer zu sein, je dicker die jeweilige Hautschicht ist: im Bereich der Arme wird bei gleicher Auftragsmenge mehr Koffein absorbiert, als im Bereich der Beine. Schade, Schokolade! Denn genau Beine und Oberschenkel sind bei Frauen schließlich oftmals die typische Region für Cellulite^^.
Literaturangaben
[1] Silverber et al., Caffeine protects human skin fibroblasts from acute reactive oxygen species-induced necrosis. J Drugs Dermatol. 2012 Nov;11(11):1342-6.
[2] Camouse et al., Protective effects of tea polyphenols and caffeine. Expert Rev Anticancer Ther. 2005 Dec;5(6):1061-8.
[3] Kerzendorfer and O’Driscoll, UVB and caffeine: inhibiting the DNA damage response to protect against the adverse effects of UVB. J Invest Dermatol. 2009 Jul;129(7):1611-3.
[4] Conney et al., Effect of caffeine on UVB-induced carcinogenesis, apoptosis, and the elimination of UVB-induced patches of p53 mutant epidermal cells in SKH-1 mice. Photochem Photobiol. 2008 Mar-Apr;84(2):330-8.
[5] Herman and Herman, Caffeine’s mechanisms of action and its cosmetic use. Skin Pharmacol Physiol. 2013;26(1):8-14.
[6] Ojeh et al., The effects of caffeine on wound healing. Int Wound J. 2016 Oct;13(5):605-13.
[7] Donejko et al., Influence of caffeine and hyaluronic acid on collagen biosynthesis in human skin fibroblasts. Drug Des Devel Ther. 2014 Oct 15;8:1923-8.
[8] Teaima et al., Non-ionic surfactant based vesicular drug delivery system for topical delivery of caffeine for treatment of cellulite: design, formulation, characterization, histological anti-cellulite activity, and pharmacokinetic evaluation. Drug Dev Ind Pharm. 2018 Jan;44(1):158-171.
[9] Brandner et al., Caffeine improves barrier function in male skin. Int J Cosmet Sci. 2006 Oct;28(5):343-7.
care | erstmal ’nen Kaffee
Hallo liebe Sarah,
ich habe immer keine Ahnung, wozu Menschen Kaffee brauchen, liegt vielleicht an deren Ernährung mit immens viel Zucker, Kohlenhydrate etc. Bei mir ist es so, das ich nur noch so 4-5 Stunden am Tag schlafe, nicht weil ich es will, sondern weil mein Körper gar nicht mehr braucht. Dank zu großem Teil ketogener Ernährung, viel Bewegung bin ich immer so voller Power, das Kaffee für mich das Letzte wäre, das ich zu mir nehmen würde.
Wenn man jetzt ein Produkt nehmen würde, was Koffein beinhaltet, beißt sich das nicht irgendwann mit anderen Produkten, denn wenn so viele Stoffe die wir auf die Haut auftragen gleichzeitig wirken, kann es da nicht auch so sein, das der positive Effekt ins negative gleitet, weil die Haut vom dem Angriffen der ganzen guten Incis so überfordert ist, das er eher schlapp macht, anstatt gestärkt davon hervorzugehen? Beim Sport ist es ja auch so, das zu viel Training auch mehr schaden kann, anstatt das es hilft?
Wir hatten im letzten Beitrag von dir in den Kommentaren das Thema Kamineffekt. Bei mir ist es morgens so, das ich Vitamin C auftrage und dann ca. 15 Minuten warte, bis ich meine Tagescreme auftrage, da in der Creme Niacinamide enthalten sind, was sich ja nicht verträgt. Elisabeth hatte geschrieben. „Soweit ich das verstanden habe ist der Kamin-Effekt: wenn du nur Wasser (bzw wässriges Produkt) auf die Haut aufträgst ohne die Feuchtigkeit durch Okklusiva einzuschließen verdunstet die Feuchtigkeit auf der Haut UND zieht noch Feuchtigkeit aus der Haut mit.“ Müsste ich also beim auftragen des Vitamin Cs das ganze mit einer Okklusiva einschließen?
Allerliebste Grüße von der schneefreien Ostsee
Sebastian
Hallo lieber Sebastian (Du treue Seele!!!),
haha, ich kann das auch nie verstehen, wie manche Kaffee geradezu „brauchen“. Ich selbst habe erst vor etwa 2 Jahren überhaupt begonnen Kaffee zu trinken und kann ganz klar sagen: ob mit oder ohne Koffein, ob spät abends oder morgens, einen Effekt vom Koffein spüre ich nie 🙂 Deshalb trinke ich oft auch koffeinfreien Kaffee, weil es mir tatsächlich nur um den Geschmack geht, nicht um den eventuell aufputschenden Effekt. Dafür reicht mir wie Dir eine gute Runde Sport, gesundes Essen und dergleichen.
Zum Thema Schichten und viele Inhaltsstoffe auf einmal… dazu gibt es zwei Aspekte zu berücksichtigen. Einersteits diesen, dass die Haut eine wahnsinnig gute Aufnahmefähigkeit für vielerlei Inhalts-/Pflegestoffe hat. Man muss sich tatsächlich keine Sorgen machen, dass das eine eventuell den Effekt des anderen abmildern oder gar verschlechtern würde, weil ja quasi „so viel los ist auf der Haut“ und sie eventuell gar nicht weiß was zuerst dran kommen soll. Das ist nicht das Problem. Klar gibt es immer Stoffe, die sich einfach per se nicht miteinander vertragen, da sollte man natürlich unbedingt Abstand von nehmen.
Der andere Aspekt ist der, dass es abgesehen von der Tatsache, dass die Haut viel aufnehmen kann, dazu kommen könnte, dass die es einfach nicht verträgt. Stichwort Überpflege. Das ist allerdings ein Zustand, den die Haut Dir sehr schnell zurück melden wird. Da gilt es zu beobachten: was geht, was ist zu viel, wie reagiert meine Haut (Rötungen, fettig, Pickel, Unterlagerungen,…).
Grundsätzlich mache ich es zb so, dass ich schon bisschen schaue, was und welche Inhaltsstoffe verwende ich und welches „Problem“ will ich adressieren. Je nach dem wähle ich dann eben Seren/Booster/Peelings um das anzugehen. Oft sind es ja auch eher die Seren und Booster, die die gewünschten INCIs wirklich hochkonzentriert enthalten und diese wählt man dann entsprechend um den Rest der Pflegeroutine zu „pimpen“.
Und nun zu guter Letzt Deine Frage zur Pflegeroutine. Solange Dein Moisturizer entsprechende Pflegestoffe enthält (vovon ich mal ausgehe, sonst wäre es kein Moisturizer^^), brauchst Du kein extra Okklusivum. Vitamin C penetriert die Haut extrem schnell und reichert sich auch gut im Gewebe an. Das ist das Schöne an diesem Inhaltsstoff. Okklusiva machen idr nur dann Sinn, wenn Du tatsächlich das Gefühl hast, dass deine Haut schnell austrocknet oder wenn Du zB über Nacht einen bestimmten Stoff gut einwirken lassen möchtest. Den das ist oft der Nachteil okklusiver Cremes: sie fetten oft stark und hinterlassen ein glänzendes Finish. Außerdem kann ich zb mit stark okklusiven Cremes im gesicht anschließend keinen Sport machen… es kommt zu einem richtigen Hitzestau. Aus diesen Gründen verwende ich okklusive Cremes daher eher selten, meist abends und oft auch nur punktuell.
Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen!
Liebe Grüße,
Sarah
Danke für die tolle Erklärung, hatte mich schon öfter gefragt was das so kann.
Hallo Tina,
freut mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir ein Feedback da zu lassen <3 und noch mehr freut es mich, dass der Artikel hilfreich für Dich war!
Liebste Grüße,
Sarah
Vielen vielen Dank für diesen tollen und interessanten Inci-Wiki!
Ich finde Koffein ist wirklich ein spannender Inhaltstsoff, gerade weil er in sehr interessanten Produkten bzw. für interessante Effekte (Cellulite, Haarwachstum) eingesetzt wird. Ich war selber schon ein paar mal kurz davor, mir ein Koffein-Shampoo zu kaufen und werd’s demnächst wahrscheinlich auch mal ausprobieren, auch wenn’s wohl so aussieht, dass ich als Frau da vielleicht nicht soviel von profitieren kann wie die Männer.
Dir noch einmal tausend Dank für diesen super spannenden Post!
Sehr gerne liebe Katja, danke Dir für Dein liebes Feedback!!!
Nach der Recherche zu diesem INCI-Wiki finde ich Koffein auch tatsächlich deutlich spannender als zuvor. Damals dachte ich, es wäre einfach eine gern genutzte Marketingmasche. Aber tatsächlich scheint was dran zu sein. Leider ist es wie so oft: die beworbenen Pflegeprodukte enthalten zu wenig vom betreffenden Inhaltsstoff, als dass sich eine Wirkung tatsächlich einstellen könnte – schade!
Liebste Grüße,
Sarah
PS: sag bescheid, falls das Koffein-Shampoo bei Dir wirken sollte 😉