„Strive for progress, not perfection.“ Diesen Satz hatte ich im Kopf, als ich mich zum diesjährigen Sport Scheck Lauf in München angemeldet habe. Während ich vor ein, zwei Jahren noch den Halbmarathon fest vor Augen hatte, bin ich dieses Jahr mit Strecken unter 21 km mehr als zufrieden. Warum? Nun ja, das hat sowohl gesundheitliche als auch persönliche Gründe.
Letztes Jahr um diese Zeit, saß ich bei meinem Orthopäden im Sprechzimmer und er eröffnete mir, dass ich aufgrund einer vorhergegangenen Verletztung Arthrose im Sprunggelenk habe und zudem ein handfestes Schienbeinkantensyndrom mit einer schmerzhaften Entzündung der Knochenhaut. Ich war mitten in der Vorbereitung für einen Halbmarathon und er sagte nur: „Laufpause und zwar sofort!“, doch um das Ganze für mich noch schlimmer zu machen, empfahl er mir langfristig auf andere Sportarten auszuweichen. So ganz hatte ich das noch gar nicht verdaut, als ich samt Überweisung zur Physiotherapie und einem Rezept für orthopädische Sohlen wieder zu Hause ankam. Ersteres hielt ich für überflüssig, zweiteres war meiner Meinung nach höchstens etwas für meine Oma.
Naja, trotzdem habe ich dann beide Verordnungen mehr oder weniger ernst genommen. „Bei der Physiotherapie lass‘ ich mich eben 12 mal entspannt massieren und die Sohlen werden schon nicht so wild sein.“ Als ich das erste Mal auf der Matte meines Physiotherapeuten lag, Finger vor Schmerzen wahlweise in die Liege oder zwischen meine Zähne geklemmt, wusste ich, wie falsch ich lag- von wegen, entspannt massieren lassen. Ab da ging es mir vor jedem Termin in etwa so, wie vor einem Termin beim Zahnarzt.
Den nächsten Dämpfer gab es dann im Sanitätshaus. Gut gelaunt spaziere ich in das Geschäft, zwei nette Herren haben sich auch gleich mit der Anpassung ans Werk gemacht. Wir füllen das Kontaktformular aus und auf meine Frage hin, ob man die Sohlen auch im Laufschuhe packen könne, erklärt er mir, dass das nun normale Sohlen wären und dass man für Sportschuhe, spezielle Sohlen bräuchte. Aber das sei ja für mich vollkommen unwichtig „Sie machen ja schließlich keinen Sport“… Wie bitte?! Ähhh, genau deshalb war ich ja da. Dies ganze Sache schien sich langsam aber sicher in eine Richtung zu entwickeln, die mir gar nicht schmeckte.
Letztendlich habe ich sowohl die Physiotherapie hinter mich gebracht, als auch den Orthopädietechniker davon überzeugt, dass ich sehr wohl Sohlen zum Sport bräuchte. Die Laufpause habe ich intensiv genutzt: Stabilisations-, Kraft- und Flexibilitätstraining stand nun vermehrt auf dem Programm. Nach ca. 3 Monaten habe ich dann auch langsam das Laufen wieder begonnen, … sehr langsam. Doch es lief gut und so konnte ich an Silvester wieder mein erstes Laufevent über 7 km am Schliersee auf mich nehmen.
Von Vorsätzen fürs neue Jahr halte ich ja nicht viel, daher habe ich mir einen Tag später am 01.01.16 auch explizit keine Ziele gesetzt. Die Trainingsroutine, die ich mir die letzten Monate aufgebaut hatte, wollte ich beibehalten und das Laufen als Bestandteil davon weiter ausbauen. Auch wenn der Halbmarathon immer meine persönliche Wunschdistanz war, habe ich in den letzten Monaten für mich damit abgeschlossen. 21 km kann ich nach wie vor laufen, aber tut es mir gut? Kurzfristig ja, langfristig nein. In diesem Punkt habe ich gelernt auf meinen Körper zu hören. Daher war es auch die richtige Entscheidung heute beim Sport Scheck Lauf über die 10 km zu starten. Und: there’s no shame in that! Das haben mir heute die ganzen Mädels, Jungs, Frauen und Männer auf der Strecke wieder mal gezeigt: egal ob 2 oder 20 km, egal ob schnell oder langsam. Du läufst, also bist Du ein Läufer! Respekt nur für Marathonis?! Hell no!!!
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