Retinol ist einer der wenigen Stoffe, der Wirksamkeit gegenüber Fältchen zeigen kann. Aus diesem Grund gilt Retinol noch immer als Goldstandard in der Dermatokosmetik. Wird Retinol in ausreichender Konzentration und Regelmäßigkeit genutzt, so kann es die Zeichen vorzeitiger Hautalterung mildern und darüber hinaus weitere positive Effekte für die Haut entfalten. Doch Retinol ist kein Selbstläufer – es gibt ein paar Aspekte zu beachten, dann gelingt die Hautpflege mit Retinol recht unkompliziert.
[Beitrag erstmals erschienen am 26.10.2016, aktualisiert am 12.03.2023]
Retinol gehört zur Gruppe der Vitamin-A-Derivate. Diese umfasst eine Reihe natürlicher und synthetischer Verbindungen, die sich in ihrer Struktur ähneln, jedoch mitunter verschiedene biologische Wirksamkeiten besitzen. In der Dermatologie gelten die Vertreter der Vitamin-A-Gruppe und deren Derivate als Mittel der Wahl zur Prophylaxe und Therapie photogeschädigter Haut. Außerdem gehören Vitamin-A-Abkömmlinge in der Dermatologie zu den am längsten eingesetzten und am besten untersuchten Anti-Aging Wirkstoffen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich außerordentlich gut und zahlreich dokumentiert ist.
Häufig wird Retinol mit Vitamin A gleichgesetzt. Aber wenn von Retinol die Rede ist, ist ein bestimmter Vertreter der Vitamin-A-Stoffgruppe gemeint: Vitamin A1.
Kategorie
Anti-Aging Wirkstoff
Chemische Bezeichnung
(2E,4E,6E,8E)-3,7-Dimethyl- 9-(2,6,6-trimethylcyclohex-1-enyl)nona-2,4,6,8-tetraen-1-ol
Retinol: INCI und alternative Namen
Retinol (INCI), Vitamin A1, Axerophtol, All-trans-Retinol
Wie wirkt Retinol?
- reduziert Zeichen der UV-induzierten Hautalterung wie Falten, Pigmentstörungen und Elastizitätsverlust [1]
- reduziert das Austrocknen der Haut und schützt sie vor Infektionen
- regt die Zellproliferation an und fördert das Ablösen abgestorbener Hautzellen
- Reorganisation von geschädigten Elastinfasern, sowie von Kollagen Typ-I und Typ-III [2, 3, 4]
- reduziert die Bildung hautabbauender Enzyme (Matrix-Metalloproteinase-1) [4]
- regt die Bildung von Kollagen an [4]
- vermindert kleine Fältchen und führt zu einem erhöhten Kollagenaufbau (0,4 % Retinol, 3x wöchentlich topisch aufgetragen [5])
- mildert das Erscheinungsbild von (Akne-)Narben
- lange war der genaue Wirkmechanismus von Retinol nicht vollständig geklärt und verstanden. Eine Studie zeigte, dass Retinol die Homeöstase der Haut verbessert (das Gleichgewicht bestimmter Proteine und Stoffe), was auf die Stimulation der Hautzellen durch bestimmte Signalwege zurückgeführt wird [6].
Retinol: Welche Konzentration?
Die Einsatzkonzentration von Retinol in dermatokosmetischen Zubereitungen rangiert im Bereich von 0,01-1 %.
Anfänger:innen beginnen mit niedrigen Retinolkonzentrationen und steigern diese langsam, um das potenzielle Irritationspotential (u. a. Rötung und Schuppung der Haut) von Retinol abzumildern. So bietet es sich zu Beginn an, Retinol an einem festen Tag der Woche abends zu nutzen. Wenn die Haut dies für ca. 4-5 Wochen gut toleriert, kann die Anwendung individuell gesteigert werden.
Die Verwendung von Retinol setzt die tägliche Verwendung eines Sonnenschutzes voraus (mind. SPF 30), denn unter einer Retinolbehandlung kann die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung werden.
Formulierung: Wie wird Retinol in der Kosmetik eingesetzt?
Retinol ist ein gelblicher Feststoff, der praktisch unlöslich in Wasser ist. Vielen dürfte geläufig sein, dass Vitamin A zu den fettlöslichen Vitaminen zählt. Somit ist auch Retinol fettlöslich und sollte in Cremes, Seren oder anderen Treatments entsprechend auf Fett-/Silikonbasis formuliert sein. Unter UV-Strahlung und durch Sauerstoffzufuhr zersetzt sich Retinol sehr schnell. Deshalb liegt es auf der Hand, weshalb eine Anwendung von Retinol häufig mit der Empfehlung einer abendlichen Nutzung verknüpft ist. Doch prinzipiell kann Retinol auch tagsüber genutzt werden – solange ein Sonnenschutz getragen wird.
Produkte mit Retinol
Retinol und Retinal findet sich vor allem in Seren, Treatments und Cremes:
- Geek&Gorgeous // A-Game 5 (mit 0,05 % Retinal)*
- Geek&Gorgeous // A-Game 10 (mit 0,1 % Retinal)*
- Paula’s Choice // Clinical 1 % Retinol Treatment*
- Paula’s Choice // Intensive Repair Cream (mit 0,2 % Retinol)*
- Paula’s Choice // Barrier Repair Moisturizer (mit 0,01 % Retinol)*
- Meisani // Blue Elixir Retinol Serum (mit 0,1 % Retinol)
Wie Du Retinol in Deine Hautpflege integrierst und welche Produkte sich dafür eignen erfährst Du in folgendem Beitrag: So integrierst Du Retinol in Deine Pflegeroutine.
Funfact: Wie lange sollte Retinol verwendet werden?
“Also ich habe diese Retinolcreme jetzt schon 2 Wochen verwendet, aber werde sie nicht nachkaufen. Irgendwie habe ich keine Veränderung feststellen können…” Doch Geduld:
Ganz allgemein lässt sich über die Wirksamkeit eines Produktes erst nach Durchlaufen von mindestens 1-2 Hautzyklen wirklich abschließend etwas sagen. Das heißt, bevor nicht 8-12 Wochen vergangen sind, lässt sich nur selten über Erfolg oder Misserfolg eines Treatments sprechen.
Da die positiven Wirkungen des Retinols hautsächlich auf einer Neubildung von Kollagen in der Haut beruhen, heißt es geduldig sein. Die Bildung von Kollagen kann durchaus 6-12 Monate in Anspruch nehmen. Retinolprodukte sollten deshalb regelmäßig und konsequent verwendet werden [7]. An der Stelle sei zudem erwähnt: selbst niedrige Retinolkonzentrationen können langfristig angewendet gute Effekte erzielen – es müssen also nicht immer hoch konzentrierte Retinoltreatments genutzt werden.
Dream Team: Womit kombiniert man Retinol?
Vitamin E oder auch Feuchtigkeitsfaktoren wie Hyaluronsäure oder natürliche Feuchthaltemittel (NMF) ergänzen die Verwendung von retinolhaltigen Hautpflegeprodukten und können bei photogeschädigter Haut (UV-Strahlung) gute Ergebnisse erzielen. Aber auch hier gilt wie mit allen Dermatokosmetika: keines kann für sich allein genommen Wunder verbringen. Hautpflege ist immer ein multifaktorielles Geschehen, das sich aus vielen verschiedenen Komponenten aufbaut.
Good to know: Wirksamkeit von Retinolderivaten
Über die Nahrung nehmen wir Vitamin-A-Derivate auf, die meist als sogenannte Retinylester vorliegen. Diese werden im Körper verstoffwechselt und es entstehen die verschiedenen wirksamen Formen von Vitamin A: Retinol, Retinal, Retinylester und Retinsäure.
Retinsäure wird lediglich im Rahmen dermatologischer und medizinischer Behandlungen und Arzneimittel angewendet, denn Retinsäure ist unter den Retinolderivaten die wirksamste Form, ruft gleichzeitig aber auch am häufigsten Hautirritationen hervor.
In vielen freiverkäuflichen Vitamin-A-Produkten werden daher häufig die gut verträglichen Derivate Retinyl Palmitate oder Retinyl Acetate verwendet. Leider haben diese eine sehr schwache Wirkung, sodass man hierbei nicht wirklich auf einen Anti-Aging Effekt hoffen kann. Grund dafür sind übrigens nicht nur die chronisch niedrigen Einsatzkonzentrationen, sondern auch die Tatsache, dass diese Vitamin-A-Derivate in der Haut erst zu entsprechenden Wirkformen umgebaut werden müssen.
Die kosmetische Lücke zwischen der wirksamen, jedoch stark irritierenden Retinsäure und den schwach wirksamen, aber verträglichen Vertretern Retinyl Palmitate oder Retinyl Acetate bilden Retinal und Retinol.
Literaturangaben
[1] Levin et al., How Much Do We Really Know About Our Favorite Cosmeceutical Ingredients? J Clin Aesthet Dermatol. 2010 Feb; 3(2): 22–41.
[2] Bhawan J., Short- and long-term histologic effect of topical tretinoin on photodamaged skin. Int J Dermatol. 1998; 37:286-292
[3] Goldfarb et al.; Topical Tretinoin therapy: its use in photoaged skin. J Am Acad Dermatol. 1989; 21:654-650
[4] Varani et al.; Vitamin A antagonizes decreased cell growth and elevated collagen-degrading matrix metalloproteinasesand stimulates collagen accumulation in naturally aged skin. J Invest Dermatol. 2000; 114:480-486.
[5] Kafi et al., Improvement of naturally aged skin with vitamin A (Retinol); Arch. Dermatol 2007; 143:606-312.
[6] Shao et al., Molecular basis of retinol anti-ageing properties in naturally aged human skin in vivo. Int J Dermatol Sci. 2016 Jun 4. doi: 10.1111/ics.12348.
[7] Hubbard et al., Reversal of skin aging with topical retinoids. Plast reconstr Surg. 2014 Apr; 133(4):481e-90e.
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care | understanding skincare
Also ich finde den Artikel auf jeden Fall spannend =) bisher habe ich nur ein Produkt mit Retinol von InstaNatural. Ich habe da schon gehört, dass diese Marke wohl nicht das a und o ist, aber da es das mal über Amazon gratis gab möchte ich das natürlich auch testen. Allerdings habe ich mich bisher irgendwie nur ab und zu daran getraut. Wobei es keine Irritationen gab. Ich weiß nur gar nicht, wie oft sollte ich das am besten nutzen? Da bin ich mir noch etwas unsicher ^^
Danke für Dein Feedback!! Das freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat.
Wäre batürlich interessant zu wissen, welches Produkt das genau ist. Ich habe da zwar so ein Produkt im Kopf, bin mir aber nicht sicher ob es das von Dir gemeinte ist… Hast Du mir vielleicht einen Link? Dann kann ich Dir Deine Frage besser beantworten.
Liebe Grüße,
Sarah
Liebe Sarah,
vielen Dank für den informativen Beitrag! Bei Retinol hatte auch ich mit Instanturals Age Defying Skin Clearing Serum angefangen. Insgesamt habe ich 3 Flaschen davon verwendet. Dieses sollte angeblich 2% Retinol haben. Habe es morgens und abends verwendet ohne irgendwelche Nebenwirkungen.
Später als ich die Retinol Produkte von PC benutzt habe, hat sich meine Haut deutlich gepellt und wurde schmerzempfindlich, da ich mit 1% viel zu hoch einstieg. Ich dachte eben meine Haut wäre längst an 2% gewöhnt.
Auf Grund meiner Erfahrungen bin ich sehr misstrauisch gegenüber dieser Marke. Auch auf Email Anfragen bekam ich nur sehr kurze Antworten. Ich vermute dass es sich um kein richtiges Retinol handelt oder es nicht stabil gehalten wurde. Hast du eine Idee wie sich dies erklären ließe?
Liebe Grüße
Aylin
Hallo Aylin,
ich gebe Dir recht, das ist tatsächlich sehr seltsam- habe bisher aber zugegebenermaßen auch sehr oft Negatives von dieser Marke gehört. Auch das Verhalten des Kundenservice ist mehr als schlecht.
Vermutlich wird es tatsächlich an einer anderen Formulierung des Inhaltsstoffes liegen. Vielleicht ist das Retinol im Instanaturals auch verkapselt, weshalb es milder sein könnte.
Auf das 1% Retinol von PC habe ich bis dato auch immer sehr schnell reagiert und hatte zu Beginn schuppige Haut an kritischen Stellen. Aber das hat sich recht schnell gelegt. Vielleicht ist dieses Retinol einfach viel potenter, aber abschließend lässt sich das natürlich nicht klären. Dafür müsste man es mal unabhängig testen lassen, aber wer macht sich schon die Mühe als Privatperson?!
Liebe Grüße,
Sarah
Danke für den beitrag!
Ich würde auch gerne Retinol testen, aber die meisten Marken, die das anbieten, sind leider nicht tierversuchsfrei. Bei PC ist der Preis auch gleich eine Hausnummer…
LG Valandriel
Hallo Liebes,
stimmt, daran hatte ich jetzt so direkt noch gar nicht gedacht. Werde mal die Augen offen halten und Dir Bescheid geben, sofern ich ein tierversuchsfreies Retinolprodukt entdecken sollte.
Das PC finde ich preislich auch ziemlich ordentlich, weshalb ich jetzt zu den Retinolprodukten von The Ordinary greife.
Liebe Grüße,
Sarah
Das von The Ordinary habe ich auch auf dem Schirm 😉 Ist bislang auch das einzige tierversuchsfreie und bezahlbare Retinol, welches ich gefunden habe.
Großartig wie immer! Und toll Zusammengefasst! 🙂
Ich sträube mich bis jetzt immer noch vor der Verwendung von Retinol, Glycolsäure oder Salicylsäure, weil ich absolut keinen Bock auf Sonnenschutz habe, aber nach deinem Bericht habe ich wieder einmal das Gefühl, dass Retinol meiner Haut gut tun würde. Vielleicht überwinde ich mich einfach doch mal!
Liebe Grüße
Vera
Hallo Vera,
lieben Dank fürs vorbeischauen!!
Ja, das leidige Thema mit der Lichtempfindlichkeit. Richtig ist definitiv, dass chemische Peelings und Glycolsäure die Lichtempfindlichkeit erhöhen, aber wir sprechen da idr von einer minderung des hauteigenen SPF um 3-5 Punkte. Ganz ungeschützt sollte man also nicht vor die Türe gehen, aber es muss auch nicht gleich ein SPF50 sein 🙂 Gerade niedrigere, gut formulierte Sonnencremes (SPF 20-30 ) schränken einen ja kaum ein. Vielleicht wäre das für Dich ein Kompromiss?
Liebe Grüße,
Sarah
Definitiv ist das ein Kompromis, vielen Dank! 🙂 Dann werde ich das die Tage mal bei Paulas Choice bestellen. Wer weiß, vielleicht kommt meine Haut mit Retinol auch so gar nicht zurecht, dann hat sich eh erstmal wieder erledigt ^^
Liebe Grüße,
Vera
Danke für den ausführlichen Post! Ich habe bereits bei Pia und Co ziemlich viel über Retinol glesen, aber du bringst es nochmal sehr schön auf den Punkt 🙂
Ich benutze seit Anfang des Jahres das 1% Retinol Serum von Paula’s Choice und werde es wohl auch nie wieder aus meiner Pflegeroutine werfen^^ Am Anfang hatte ich ein paar Probleme mit schuppiger Haut, aber seit ich es mit dem Hyaluronsäure Booster mische, läuft alles reibungslos. Ich benutze es vor allem zur Vorsorge, habe aber dadurch auch ein ebenmäßigeres Hautbild bekommen…
Liebst ♥
Lea Christin
von Glasschuh.com
Hallo Lea Christin,
genau, diesen Eindruck hatte ich zum Thema Retinol eben auch. Pia und Co. haben da schon so viel Gutes zusammengetragen, dass mir der Artikel fast überflüssig vorkam 😉 Trotzdem vielen Dank fürs Vorbeischauen!! <3
Mir ging es am Anfang genau wie Dir. Gerade an Kinn und Wangen hatte ich zu Beginn meiner "Retinol-Zeit" oft schuppige Haut. Aber das können wir jetzt ja gut einordnen 🙂 da hat die Haut einfach ordentlich Zellen abgestoßen. Der Effekt bleibt bei mir durch die regelmäßige Anwendung inzwischen vollkommen aus.
Danke für den Tipp, das Mischen mit einem HA Produkt werde ich direkt auch mal testen!!
Liebe Grüße,
Sarah
Sehr informativer Artikel! Ich will mich auch and Retinol ranwagen und da kommt er gerade gelegen.
Nur finde ich es sehr sehr schade dass irgendwie niemand weiß, dass man Retinol keinenfalls in der Schwangerschaft anwenden darf! Oder es interessiert einfach niemanden? Ich fände so etwas eine wichtige Info 🙂
Hallo Sarah,
stimmt, das ist eine Info, die in dem Artikel definitiv fehlt. In der Skincare Community ist dieser Fact bekannt, aber nachdem Retinol inzwischen fast schon auf dem Massenmarkt angekommen ist, sollte man das sicher mal besser kommunizieren.
Liebe Grüße,
Sarah