Alpha-Arbutin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der als solcher entweder direkt aus Pflanzen oder vollsynthetisch gewonnen wird. In der Natur ist Alpha-Arbutin unter anderem in Preiselbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Birnen, Kaffee, Tee, Rotwein und Weizenkeimen enthalten. Nach dem Verzehr arbutinhaltiger Lebensmittel, spalten Bakterien im Darm das Alpha-Arbutin zu Zucker (Glucose) und Hydrochinon. Hydrochinon ist eine chemische Verbindung, die antibakteriell wirkt und hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird. Daher findet Alpha-Arbutin als Medikament in der Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege Einsatz. Auch auf beziehungsweise in der Haut wird Arbutin zu Glucose und Hydrochinon gespalten [1]. Letzteres wirkt dort vor allem auf die pigmentbildenden Hautzellen (Melanozyten).
Weshalb Alpha-Arbutin auch in Skincare-Kreisen ein beliebter Inhaltsstoff ist, erfahrt ihr im heutigen Beitrag der INCI-Wiki Reihe.
Kategorie
Bleichmittel
Chemische Bezeichnung
4-Hydroxyphenyl-D-Glucopyranoside
INCI und alternative Namen
Alpha-Arbutin (INCI), Arbutin, Arbutosid, Hydrochinone-beta-D-Glucopyranosid
Wirkungsweise
- topisch aufgetragen wird Alpha-Arbutin in der Haut zu Hydrochinon gespalten, das die Melaninsynthese in den Hautzellen hemmt. Weniger Melanin bedeutet ein helleres Erscheinungsbild der Haut. Genaugenommen ist Alpha-Arbutin an sich also nur die Vorstufe des eigentlich wirksamen Hydrochinons, welches die Pigmentierung der Haut vermindert.
- mildert das Erscheinungsbild von Akne- und Entzündungsmalen
- hellt die Haut auf und kann unerwünschte Hyperpigmentierungen ausgleichen (Sommersprossen, hormonell bedingte Hyperpigmentierungen, Melasma, Cholasma) [2]
Einsatzkonzentration
0.2 – 2%
Der Einsatz niedrigerer Konzentrationen ist ratsam, da dies das Risiko für eventuelle Nebenwirkungen während einer Alpha-Arbutin Anwendung auf ein Minimum eingrenzen kann. Abhängig vom Hauttyp können die Nebenwirkungen (Rötungen, Brennen und Juckreiz) von stark bis nicht vorhanden schwanken.
Formulierung
Im Gegensatz zu anderen Produkten, die zur Hautaufhellung verwendet werden, ist Alpha-Arbutin sehr stabil, weshalb letztlich auch weniger hohe Konzentrationen im Produkt mehr als ausreichend sind, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Das weiße Pulver ist wasserlöslich und in Formulierungen zwischen pH 3.5 und 6.5 stabil. Es kann Seren und Cremes zugesetzt werden. [3]
Funfact
Auch bei diesem Inhaltsstoff gilt wieder: Geduld mitbringen, denn für zufriedenstellende Ergebnisse bei einer Alpha-Arbutin Behandlung ist ein Zeitraum von mindestens 2-3 Monaten nötig. Wie inzwischen gelernt, bleicht Alpha-Arbutin bzw. Hydrochinon nicht aktiv die Haut, sondern vermindert die Entstehung des färbenden Pigments Melanin bei der Neubildung der Hautzellen. Bestehendes Melanin verschwindet somit erst dann aus der Haut, wenn der Lebenszyklus der entsprechenden Zelle beendet ist- also nach ca. 6 Wochen.
Dream Team
Um die Hautpenetration bestmöglich zu unterstützen, kombinieren viele Kosmetikhersteller Alpha-Arbutin mit Hyaluronsäure, Glycolsäure (AHAs) oder auch Retinol [4].
Good to know
Da das aus Arbutin entstehende Hydrochinon 2013 vom Bundesamt für Risikobewertung als gesundheitlich bedenklich eingestuft wurde, hängt arbutinhaltigen Pflegeprodukten ein mitunter schlechter Ruf an: es ist die Rede von mutagener oder kanzerogener Wirkung. Jedoch fehlen bis dato evidenzbasierte Studien am Menschen in vivo [5]. Alpha-Arbutin wird dennoch in einigen europäischen Ländern nicht oder nur limitiert zur Herstellung von Kosmetika zugelassen. Die Hydrochinon-Freisetzung aus Alpha-Arbutin ist Gegenstand aktueller Studien, denn der Verdacht, dass Hydochinon krebserregend sein könnte, besteht nach wie vor. Alle Paper, die ich zum Thema Alpha-Arbutin in diesem Zusammenhang gelesen habe, bewerten die Verwendung von Arbutin in Konzentrationen bis 2% als unbedenklich, da dieses kaum vom Körper resorbiert wird und wenn doch zum Großteil über die Nieren ausgeschieden wird.
Literaturangaben
[1] Bang et al.; Hydrolysis of arbutin to hydroquinone by human skin bacteria and its effect on antioxidant activity. J Cosmet Dermatol. 2008 Sep;7(3):189-93.
[2] Desmedt et al.; Overview of skin whitening agents with an insight into the illegal cosmetic market in Europe. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2016 Jun;30(6):943-50.
[3] Avonto et al.; Comparative studies on the chemical and enzymatic stability of alpha- and beta-arbutin. Int J Cosmet Sci. 2016 Apr;38(2):187-93.
[4] Halder and Richards; Topical agents used in the management of hyperpigmentation. Skin Therapy Lett. 2004; 9(6):1-3.
[5] Matsumoto et al.; Risk assessment of skin lightening cosmetics containing hydroquinone. Regul Toxicol Pharmacol. 2016 Aug 10;81:128-135.
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Endlich bin ich auf diesen Artikel gestoßen, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre alt ist. Ich bin selbst Pickelmal-Geplagte und gehe mit Niacinamide, Vitamin C und Alpha Arbutin dagegen vor, natürlich nicht auf einmal. Eine Frage beschäftigt mich seit längerer Zeit und ich finde auch in Fachartikeln keine Antwort darauf. Nämlich wie lange die Wirkung pro Anwendung auf /in der Haut andauert. Bei BHAs redet man ja von circa 20 Minuten, bis die chemische Reaktion abgeschlossen ist. Bei BPO ist die Dauer deutlich kürzer. Aber wie lange wirkt Alpha Arbutin auf der Haut? Wie lange Azelainsäure und Vitamin C? Weißt du dazu etwas? Oder kannst mir sagen, wie ich dazu etwas finden kann?
Liebe Claudia,
vielen Dank für Deine Rückmeldung, freut mich sehr, dass Du hierher gefunden hast. Ja, der Artikel ist schon was älter, aber ich werde mich in den kommenden Monaten nach und nach durch die INCI-Wikis arbeiten und ggf. Updates vornehmen 🙂
Über die reine Wirkdauer auf der Haut kann ich dir leider nicht wirklich viel sagen… zu Vitamin C hatte ich jedoch mal einen Artikel (https://eattraincare.de/2016/01/31/care-vitamin-c-worth-the-hype/). Grundsätzlich fallen Abschätzungen der Wirkdauer schwer, denn was zählt ist ja nicht nur der unmittelbare Effekt, sondern oftmals auch der Effekt, den bestimmte Stoffe auf molekularer Ebene anstoßen. Im Falle von Vitamin C zb die Stimulation der Kollagensynthese. Das sind natürlich Prozesse, die zeitverzögert einsetzen und wo dann die Frage aufkommt: ist das noch ein direkter Effekt oder eine nachgeschaltete Reaktion? Zu sehr würde ich mich von solchen Zahlen daher nicht abhängig machen. Wichtig ist vielmehr ein kontinuierlicher Gebrauch, sodass man quasi von einem gewissen „Wirkspiegel“ profitiert. So ist es ja beispielsweise bei Retinol auch der Fall, dass weniger der unmittelbare Effekt, sondern hauptsächlich der dauerhafte Effekt einer langfristigen Anwendung den eigentlichen Unterschied auf/in der Haut macht.
Unterm Strich muss man es ja auch immer so sehen, dass die Haut nur in den seltensten Fällen sehr akut auf bestimmte Inhaltsstoffe reagiert, was letztlich durch den Zyklus der Hauterneuerung bedingt ist. Daher gute Pflege finden, konsequent dabei bleiben und der Haut Zeit geben.
Ich hoffe, ich konnte Dir damit ein wenig Input liefern!?
Viele liebe Grüße,
Sarah