care | INCI-Wiki: Bakuchiol

Ist Bakuchiol eine Alternative zu Retinol? Dieser Beitrag beantwortet unter anderem diese Frage.

(Dieser Beitrag wurde am 23.10.2019 erstmals veröffentlicht, aktualisiert am 26.09.2023)

Retinol und Retinolderivate – zusammengefasst auch unter dem Begriff Retinoide – gehören nicht nur in der medizinischen Dermatologie, sondern längst auch in der kosmetischen Hautpflege zu den beliebtesten Pflegestoffen. Ihre Wirksamkeit sowohl bei der Behandlung von Akne aber auch im Bereich Anti-/Slow-Aging sind vielfach und evidenzbasiert erforscht.

Doch Retinoide sind keine Selbstläufer, ihre Anwendung sollte mit Bedacht erfolgen: zum Einstieg niedrige Konzentrationen wählen, langsam steigern, den eigenen Hautzustand gut beobachten und nicht zuletzt etwas Geduld und Konsistenz an den Tag legen. Mehr dazu auch in diesem Beitrag: So integriert Du Retinol in Deine Hautpflege.

Auch aus diesem Grund haben viele Anwender:innen Vorbehalte gegenüber Retinoiden oder trauen sich nicht ran. Auf der Suche nach einer Alternative zu Retinol landen viele schließlich bei Bakuchiol. Es wird als natürliches Retinol, ja sogar „Kräuter-Botox“ betitelt. Doch kann Bakuchiol wirklich als ernstzunehmende Retinol-Alternative gesehen werden? Wie immer kurz und knapp, alle Fakten rund um Bakuchiol als Inhaltsstoff in Hautpflege.

Kategorie

Antioxidans

INCI und alternative Namen

Bakuchiol (INCI), (+)-Bakuchiol, Sytenol A, 4-[(1E,3S)-3-ethenyl-3,7-dimethylocta-1,6-dienyl]phenol

Eigenschaften von Bakuchiol [1]

  • Reduziert das Erscheinungsbild von Fältchen und Hyperpigmentierungen (laut einer doppelblinden randomisierten Studie zum Vergleich von Retinol und Bakuchiol, Downside: niedrige Studienpopulation) [2]
  • Potentiell stimulierend auf die Kollagensynthese (Ergebnisse beruhen auf in vitro Studien an Zellen) [3]
  • Antimikrobiell: hemmt in vitro das Wachstum oraler Bakterien [4]
  • Antioxidative Wirksamkeit [5]
  • Regenerierend
  • Anti-/Slow-Aging Eigenschaften
  • Soll bei Akne wirksam sein
  • Soll den Hautton ebenmäßig gestalten und Hyperpigmentierungen abschwächen

Einsatzkonzentration von Bakuchiol in Kosmetika

0,5-1 %

Formulierung

Bakuchiol ist ein sogenanntes terpenophenolisches Phytoöstrogen, im Volksmund auch Pflanzenhormon genannt. Es ist eine gelbliche und eher zähflüssige Substanz, die sich kaum in Wasser, jedoch in Fetten oder Alkoholen lösen lässt. Daher sind bakuchiolhaltige Produkte oftmals auf einer Öl- oder Fettbasis formuliert.

Einsatz in Pflegeprodukten

Bakuchiol ist eine Substanz, die im Bereich der Forschung bereits seit 1973 Einsatz findet. Denn mit Bakuchiol lassen sich im Rahmen von Laborversuchen verschiedene Effekte erzielen. So wirkt es in Versuchen an Zelllinien antioxidativ, anti-inflammatorisch, anti-bakteriell und anti-cancerogen. Zudem aktiviert Bakuchiol verschiedene Enzyme, was interessant für die Forschung sein kann, wenn man eben jene Stoffwechselwege untersuchen will. Wie bei jedem anderen Stoff auch, macht auch bei Bakuchiol die Dosis das Gift: hohe Konzentrationen an Bakuchiol wirken cytotoxisch (Zellgift), ein Effekt der sich auf die Hemmung eines für die DNA-Synthese wichtigen Enzyms zurückführen lässt.

Die beobachteten positiven Effekte des Bakuchiols auf zellulärer Ebene haben schließlich den Weg in die Kosmetik geebnet. Was auf Zellebene und im Labor hilfreich ist, könnte doch auch ein potenzielles Target, aka ein Pflegestoff, für die Hautpflege sein. Und so schaffte es Bakuchiol 2007 zum ersten Mal von der Laborbank in die Kosmetik. Vertrieben wurde es übrigens unter dem wohlklingenden Namen Sytenol.

Good to know: Bakuchiol eine Alternative zu Retinol?

Bakuchiol wird in Studien als sogenanntes „funktionelles Analogon“ zu Retinol bewertet [3], denn im Laborversuchen konnte Bakuchiol im Vergleich zu Retinol ähnliche zelluläre Prozesse und Effekte hinsichtlich der Expression bestimmter Gene erzielen (Exkurs: Expression = Ablesung eines Gens, was in der Folge zur Produktion und Aktivierung des dem Gen zurgrundeliegenden Proteins führt). Basierend auf diesen Erkenntnissen bezeichnen die Autoren der Studie Bakuchiol als eine retinoid-ähnliche Komponente mit retinol-ähnlicher Regulation der Genexpression.

Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass Bakuchiol anders als Retinol oder Retinoide in der Haut nunmal nicht zu Retinsäure (Tretinoin) umgebaut wird. Retinsäure ist die eigentlich aktive Wirkform von Retinol bzw. von Retinol-Derivaten. Nur sie bindet an Vitamin A Rezeptoren und setzt so eine ganze Kaskade molekularer Prozesse in Gang, die letztlich auch für die Wirkungen auf die Haut verantwortlich sind. Bakuchiol bindet an keinen der 6 bekannten Vitamin A Rezeptoren, ergo löst es nicht dieselben biologischen Prozesse wie Retinol aus.

Doch auch wenn die Wirksamkeit von Bakuchiol der von Retinol in Zügen durchaus ähnelt: es bleibt ähnlich, aber nicht gleich – sonst wäre es ja der selbe Stoff. Daher wird Bakuchiol niemals ein 1:1 Ersatz für Retinol sein. Dass es aber dennoch hilfreich für die Hautpflege sein kann, das steht auf einem anderen Blatt.

Fun Fact

Das Argument, Bakuchiol agiere als natürlicher/pflanzlicher Ersatz zu Retinol, bietet viel Raum für Augenwischerei, z. B. in Sachen Verträglichkeit. Nur weil etwas als natürlich oder pflanzlich deklariert wird, ist es nicht automatisch verträglicher für die Haut. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall, so bergen beispielsweise Pflanzenextrakte, ätherische Öle oder andere Naturstoffe hohes Irritationspotenzial und können mitunter Allergien auslösen.

Kosmetikprodukte mit Bakuchiol

Auswahl an Feuchtigkeitscremes und Seren mit Bakuchiol, die sich z. B. bei fahler Haut, Hyperpigmentierungen, vorzeitiger Hautalterung, Unreinheiten oder Akne eignen:

Literaturangaben

[1] Cosmeceuticals and Active Cosmetics, Bakuchiol: A Retinol-Like Functional Compound, Modulating Multiple Retinol and Non-Retinol Targets. 2015, Third Edition, pp.1-18.

[2] Dhaliwal et al., Prospective, randomized, double-blind assessment of topical bakuchiol and retinol for facial photoageing. Br J Dermatol. 2019 Feb;180(2):289-296.

[3] Chaudhuri and Bojanowski, Bakuchiol: a retinol‐like functional compound revealed by gene expression profiling and clinically proven to have anti‐aging effects. Int J Cosmet Sci. 2014 Jun;36(3):221-30.

[4] Katsura et al., In vitro antimicrobial activities of bakuchiol against oral microorganisms. Antimicrob Agents Chemother. 2001 Nov;45(11):3009-13.

[5] Adhikari et al., Antioxidant activity of bakuchiol: experimental evidences and theoretical treatments on the possible involvement of the terpenoid chain. Chem Res Toxicol. 2003 Sep;16(9):1062-9.

*In diesem Text wurden Affiliate-Links gesetzt. Das heißt: Wenn eine Person auf einen Link im Artikel klickt, und das Produkt in dem Online-Shop tatsächlich kauft, bekomme ich in manchen Fällen eine Provision. Das hat keinen Einfluss auf meine Berichterstattung. Möchtest Du das nicht, verwende diese Links einfach nicht.

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12 thoughts on “care | INCI-Wiki: Bakuchiol

  • Sehr sehr interessanter Artikel. Ich hatte bisher noch nie ein Produkt mit Bakuchiol drinnen, aber neugierig wäre ich schon. Bin gespannt, ob dann demnächst haufenweise Bakuchiol-Produkte den Markt überschwemmen werden.

    Liebste Grüße

    • Hallo liebe Julia,

      danke für Dein Feedback, freut mich sehr, dass der Artikel hilfreich für Dich war!
      Tatsächlich bin ich auch gespannt, wie die Kosmetikindustrie hier jetzt nachziehen wird. Es bleibt spannend 😉

      Diese Woche wird noch ein Follow-up Artikel zu diesem INCI-Wiki kommen, in dem ich ein paar Produkte vorstelle, in denen Bakuchiol enthalten ist. Soviel kann ich schon mal sagen: wirklich viele Produkte habe ich bei meiner Recherche nicht gefunden…

      Liebe Grüße,
      Sarah

  • Sehr interessanter Artikel, vielen Dank.
    Ich verwende Bakuchiol parallel zu Retinol. Letzteres in relativ geringer Konzentration (0,5%) bei der abendlichen Pflege und ein Serum mit u.a. Bakuchiol, als Inhaltsstoff am morgen. Damit fahre ich schon seit geraumer Zeit gut und bin sehr zufrieden mit meinem Hautbild, wobei ich die größte Wirkung dem Retinol (und meiner tägl. Sonnencreme) zuschreibe.
    Ich bin trotzdem gespannt ob es in Zukunft weitere Erkenntnisse zu Bakuchiol geben wird.

    • Hallo liebe Isabelle,

      klasse, dass Du hier Deine Erfahrungen teilst. 0,5% Retinol sind schon eine eher mittelstarke Konzentration, damit kann man bei dauerhafter Anwendung schon wirklich schöne Ergebnisse erreichen – was Du ja auch aus Deinen Beobachtungen bestätigst. Und jetzt muss ich natürlich noch meine Neugier befriedigen: was ist das denn für ein Serum, das Du tagsüber verwendest?

      Danke auch für Dein Feedback zum Artikel, ist immer sehr hilfreich für mich, wenn ich zurückgespielt bekomme, dass Leserinne damit etwas anfangen können und es informativ ist 😉

      Liebe Grüße,
      Sarah

      • Tagsüber verwende ich das Serum „Super 16“ von Oskia. Gehört sicherlich nicht zu den günstigen Produkten, aber ich mag es sehr und es tut meiner Haut gut. Es beruhigt / verfeinert das Hautbild und entspannt meine Gesichtszüge. Muss nicht am Bakuchiol liegen, es sind etliche weitere Inhaltsstoffe drin, aber die Gesamtwirkung überzeugt mich.

  • Liebe Sarah, ich bin schon längere Zeit „stille“ Leserin deines Blogs und wollte mich schon länger mal bei dir bedanken. Ich habe schon oft von deinen gut recherchierten und so schön und überhaupt nicht manipulativ geschriebenen Artikeln profitiert und freue mich jedes Mal, wenn ich wieder was Neues von dir lese. – Heute habe ich eine kleine Anmerkung zu Bakuchiol: Nach mehreren Beiträgen auch in anderen Blogs habe ich beschlossen, das 1%ige Bakuchiol-Serum von Revolution auszuprobieren, und zwar habe ich es, um einigermaßen fundiert feststellen zu können, ob ein Unterschied zum Retinol zu sehen ist, an Hals und Decolletée benutzt. Im Gesicht benutze ich das Retinol von Paula´s Choice. PC nehme ich abends, Revolution morgens. Unter beide kommt dasselbe Serum (Resist Ultra Light von PC), darüber dieselbe Creme (Ceramide Moisturizer von PC). Morgens kommt darüber noch die Sonnencreme von Teoxane. Nach inzwischen 3 Wochen stelle ich am Decolletée eine riesen-, wirklich riesengroße und am Hals eine doch auch merkliche Verbesserung fest (ich bin übrigens 62). Dabei hatte ich die ganze Zeit über, vom ersten Tag an, nicht die allergeringste Nebenwirkung, obwohl ich sehr empfindliche, staubtrockene, allergiegefährdete Rosazeahaut habe und an der Halsregion z.B. niemals Retinol vertrage. Das ist doch ein bemerkenswerter Erfolg, oder? Ganz liebe Grüße Susanne

    • Hallo liebe Susanne,

      ohhh, das freut mich immer sehr, wenn sich auch die stillen Leserinnen zu Wort melden. Denn oftmals weiß man ja gar nicht so genau, wer hier so alles mitliest und wie das Ganze überhaupt ankommt. Daher 1000 Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, einen Kommentar zu hinterlassen.
      Spannend, was Du zu dem Bakuchiol-Serum von Revolution berichtest und irre, dass Du Deinen Selbstversuch hier mit uns teilst. Das klingt ja sehr erfolgreich! Kannst Du noch etwas dazu sagen, welche Unterschiede Du genau bei Dir beobachtet hast? 🙂

      Lieben Dank noch mal für Deine Nachricht und bis hoffentlich bals mal wieder,
      Sarah <3

      • Hallo Sarah, danke für die nette Antwort! Ja, ich kann genauer sagen, was das Bakuchiol bewirkt hat. Ich hatte am Decolletée keine tiefen Falten, aber so ein feines Gitternetz, wie das Craquelé auf Ölgemälden kennst du das? Am deutlichsten hat man es im Sonnenlicht gesehen. Das ist weg. Ich kann es noch kaum glauben. Auch am Hals ist es weg, nur die tieferen Querrillen sind übrig, die wirken aber auch leicht geglättet. Jetzt benutze ich es seit 4 Tagen auch im Gesicht, aber nur jeden zweiten Tag, ich will das Retinol nicht ganz absetzen. Da ist natürlich noch nichts zu sehen. Und noch einen Erfolg kann ich beobachten: Meine Handrücken wirken glatter und meine inneren Unterarme, wo sich auch so eine Art Craquelé-Falten gebildet haben (manchmal sieht viel benutztes, sehr feines Lackleder so aus), haben sich gebessert. Ich gönne es mir auch für die Hände, weil es ziemlich günstig ist, 30 ml kosten knapp über 10 Euro.

        • Hallo liebe Susanne,

          spannend, danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, das so ausführlich zu teilen! Ich werde mich jetzt nach diesem Erfahrungsbericht auch definitiv dem Selbstversuch stellen 😉 Wie Du sagst, preislich ist es sehr erschwinglich und da kann man sich dann durchaus mal dran wagen. Retinol werde ich dennoch weiter verwenden, aber das ist ja auch wirksam wenn man es nur 2-3x die Woche anwendet.

          Liebe Grüße,
          Sarah

  • Hallo Sarah, Sie haben super informativen und professionellen Blogs Ich habe nicht gefunden Pflegeprodukten mit Bakuhiol gibts ? Können Sie eventuell welche nennen wo er in einer wirksamen Konzentration gibts?
    Vielen Dank
    Mit freundlichen Grüßen
    EP

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